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348 juli 1905
dramatisch nachfühlen lassen. Etwas ähnliches hab ich zum 1. Akt
zu bemerken.Besenius.i Ich bediene mich Wörter eines Vergleichs
20 (umdasRechtzuhabenetwasfalscheszubehaupten!)Wennsichein
MusikerzumFlügel setzt, sobeginnterzupraeludiren (manchmal)
eh er sein eigentliches Stück spielt. Er deutet die Stimmung u die
Harmonie des Stückes, – vielleicht auch nur seine eigne Laune an.
DeineBesenius-Scene ist solch ein Praeludiren, das du schon als
25 Beginn des wirklichen Stückes ausgibst. Mani glaubt dir lang .. 1,
2,3,4Aktehindurch–denn,wennDeinBeseniusnocheinmalauf-
träte,behieltestduvielleichtrecht.DamitdassseineIdeensozusagen
wiedererscheinen, istnichtsgethan:hierwareinMensch,der inner-
halbderOekonomiedesganzenzumehrbestimmtschien,alseinige
30 schöne Dinge auszusprechen, und er giebt sich schminkt sich nach
dererstenSceneab.Dasverzeihstmirdusowenigwiediebekannte
ungelaideneFlinte.
DassAmschel istwieer ist,das istdeinWilleunddeingutesRecht.
Ich glaub an ihn. Ob man ihn, aus rein praktischen Gründen, nicht
35 voneinigenWidrigkeitenbefreiensollte,istwärezuüberlegen.Wäre
ich eine große Violinvirtuosin, nicht um die Welt ließ ich mich von
einem Kerl anrühren, der öfter als 6 Mal in der Minute Schnudel-
chen sagt. Aber das ist ja Geschmacksache. Wie oft aber stört uns
an eineri Frau nur der Gedanke an den der sie besessen hat. Und ist
40 dasPublikumnichtgeradesot!?uDasProblem(»Dieandere«)wird
nicht im geringsten touchirt, wennAmschel ein wenig umgängli-
cher erscheint. Die ganze Stimmung des letzten Aktes ist höchst
seltsam, besonders merkwürdg die 2 neuen Personen – wie Lida
in die Umgebung geräth, ist mir nicht sehr klar geworden, das ihr
45 Hiersein hat was melodramatischesi wenn auch ringsum alles in[s]
Groteskphantastischegeht.DieSterbescene,diezweiMännerbeiihr
– das ist kühn. Kühn gewiss. Ob es noch mehr ist, weiss ich heute
nicht.VonmittheilenderQualdieScenezwischenHeinrichundder
Frau v Jello im 4. Akt. Wenn ich heute an das Stück denke, das ich
50 vor 8 Tagen gelesen, so ist es mir wie die Erinnerung an zuckende
menschlicheHerzen.
Ich hoffe es geht dir gut. Von mir hörst du bald mehr. Meine Frau,
diedasStückauchmittiefsterAntheilnahmegelesen,grüßtdichviel-
mals
55 VonHerzendein Arthur
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
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- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916