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oktober 1905 361
woran Schnitzler gewiß gar nicht gedacht hat, wie dieser Fürst im
200 Burgtheater wirken muß: als ein Kompliment vor den Komtessen!
Es ist für mich, weil ich Schnitzler sehr gern habe, ein peinliches
Gefühl, mir zu denken, daß eine der hohen Damen, die damals den
Kakadu vertrieben haben, jetzt vielleicht befriedigt ruft: Bravo, hat
sichgebessert!Undichdarfnichtaufstehenunddarfnichtschreien:
205 Nein, es ist nicht wahr, erhat sichnichtgebessert, erwirdesnie!
Wunderbarist KainzalsAmadeus.Nichtbloßschauspielerisch, in
seiner unglaublichen Bravour, alle Neben-, Seiten-, Ober-, Unter-
undZwischenbedeutungenderWortemitzusprechenunddasWort
durch den Gestus umzubiegen und abzubrechen. Noch viel mehr
210 menschlich: er ist der einzige deutsche Schauspieler jetzt, der den
gutenWienerTonhat,oderrichtiger:denTonderzehnoderzwölf
sehr kultivierten Wiener; und einer der ganz wenigen, die uns mit
zwei Sätzen an einen wirklichen bedeutenden Menschen glauben
machen können. Das fehlt dem charmanten Fräulein Witt leider
215 ganz, das die Cäcilie bald ins Mondäne hinüber, bald ins bürgerlich
Brave herab rückt. Den jungen Fürsten gab Herr Korff mit einer
zusichtlichenAngst,ausgelachtzuwerden.DasPublikum,anfangs
sehr gut gelaunt, wollte im letzten Akte nicht mehr recht folgen.
NachdemerstenAkteerschienderRegisseur,dannSchnitzlerselbst,
220 herzlichstbegrüßt. HermannBahr.
820.BahranSchnitzler, 13.10.1905
herzlichstgrüssttDduichdeingetreuer fürstenfeind hermannBahr
821.SchnitzleranBahr, 13.10.1905
13.X.905
eben, lieberHermann,kommtderKlubderErlöser,unddazu,zum
2. Mal, der armeNarr, den ich also schon gelesen, der mir eines
deiner merkwürdigsten Produkte zu sein scheint, und den ich am
5 liebsten als eine Art von Vorspiel zu einem ganz voll tönenden
DramaaufdemTheateri sehenmöchte,dasabernatürlichauchvon
dir sein müßte, und zu dem mir alle Elemente in geheimnisvoller
Weise schon indiesemseltsamenAktzu liegenscheinen.
Darf ich dir bei dieser Gelegenheit gleich für deine lieben Worte in
10 derVolkszeitgdieHanddrücken?
Sonntag oder Montag fahr ich fort, auf einige Tage nur, dann auf
Wiedersehen.
VonHerzendein A.
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
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- 1894 64
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- 1899 167
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- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
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- 1910 433
- 1911 447
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- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916