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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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oktober 1905 365 erst am Ende, erst bei einer inneren Revision zu Hause gibt, indem sievorwegausEigenemspielen,wasererstzuletztdurcheinenlang- 100 wierigenProzeßalsResultatgewinnt.Wirhaben im»Krug« immer am Ende das Gefühl: würde er uns jetzt gleich noch einmal vor- gespielt, so könnten wir erst lachen. Er braucht also Schauspieler, die fähig sind, uns durch irgend eine geheime Macht, was der Dich- ter versäumt, gleich schon vorempfinden zu lassen, noch bevor es 105 sich aus der Handlung ergibt, die so dramatisch ist als die Darstel- lung ihrer Menschen undramatisch. Tieck muß dies schon gemerkt haben.ErsagtindendramaturgischenBlätterneinmal:»KleistsDra- men geben dem Schauspieler große Veranlassung, seine Kunst zu zeigen, aber zugleich gehört es zu denallerschwierigsten Aufgaben, 110 sie befriedigend oder auch nur so aufzuführen, daß die Absichten des Dichters nicht ganz verloren gehen. Alle diese Charaktere müs- sen sehr scharf umrissen werden, das Kolorit ist grell und beides, UmrißundFarbe,verschwindetzuZeitenbeinahwiederganz,und dem Schauspieler ist die Ergänzung, gewissermaßen die Schöpfung, 115 unbedingtanvertraut.«Deutlicherausgedrückt:manhatbeiKleists Gestalten immer das Gefühl, daß der Dichter ihren »Charakter« eben durch den dramatischen Verlauf nur erst sucht; und wir müs- sen mit ihm suchen, und wenn er ihn endlich gefunden hat, ist das Stück schon aus, es endet mit seiner Entdeckung. Bei Shakespeare 120 auch, wird man vielleicht sagen. Ja, aber anders: Shakespeare deckt im letzten Akt auf, als jetzt für den Verstand bewiesen, was wir mit demGefühl schon inder ersten Szenegeheimnisvoll antizipiert haben. (Worin Shakespeare wie das Leben ist, unser Leben selbst, das auch nichts anderes mit uns tut.) Und eben dies, was Shake- 125 speare vor Kleist voraus hat, diese magische Macht, uns sogleich fühlen zu lassen, was uns die dramatische Begebenheit dann erst an den Gestalten erkennen läßt, muß diesem, wenn er wirken soll, der Schauspieler geben. Ich weiß freilich heute nur drei, welchen ich es fürden»Krug«zutrauenkann:Novelli,KainzundGirardi. 130 Was ich am »Grünen Kakadu« immer wieder bewundere, ist, daß er ganz unmittelbar auf uns und doch keinen Augenblick als Kos- tümwirkt.Sonstsagtmansichbei»historischen«Stückenentweder: Aha,ermeintuns,erhatunsnurverkleidet,aberwirsind’s,unsgeht esan,unserFallwirdverhandelt. (BeiShakespeare,Goethe,Schiller 135 immer.)Odermanweißgleich,daßeineVergangenheitgezeigtwer- den soll, mit Gedanken, die wir nicht mehr denken, Gefühlen, die uns fremd geworden sind, Menschen, die wir nicht mehr haben. Schnitzlertriffteswunderbar,beideszuverbinden:das»Echte«mit unserem neuen Gefühl. Niemals empfinden wir das als »Kostüm«, 140 wir sind sogleich in jene große Zeit entrückt. Wir spüren: Diese warenanders, keiner istheute so,unserLebenhatdieseFormnicht
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Title
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Subtitle
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Editor
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Size
14.6 x 23.4 cm
Pages
1010
Categories
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  5. 1895 91
  6. 1896 115
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  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
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  23. 1913 480
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  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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