Page - 443 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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november 1910 443
Wäre ich nun selbst bei der Première, so könnte ich schreiben: Das
30 was ihr gestern gesehen habt, war gar nicht Schnitzlers Stück, son-
dernseinStückistvielmehrsoundso!Daichselbstnichtdabeibin,
könnte ich nur schreiben: Das Stück ist so und so! Aber die Leute,
die das lesen würden, werden, fürchte ich, ein ganz anderes Stück
gesehen haben. Ich würde über den Medardus schreiben, sie aber
35 werden den Herrn Gerasch sehen und ich fürchte, dass zwischen
diesen beiden Personen jede Ähnlichkeit ausgeschlossen ist. Zum
Schluss wäre wahrscheinlich der arme Herr Kollege, der die Notiz
überdieDarstellungunddieAufnahmeschreibenmüsste,völligrat-
losundwürdenochgegenmichpolemisiereni müssen. Ichsehenur
40 UnannehmlichkeitenfürDichundfürmichundfüralleBeteiligten.
Ichhoffe, Du nimmstdas so,wieesgemeint ist,undverstehst es.
GrüsseDeine liebeFrauherzlichstundsei selbstherzlichstvonuns
beidengegrüsst!
Dein
45 alter [hs.Bahr:] Hermann
1033.TagebuchvonSchnitzler, 16.11.1910,Auszug
– Brief von Bahr, der über den Med. nicht schreiben will, recht
dumm.GesprächmitO.Wiedassocial-äußerlichedes literarischen
Lebens das Wesentliche verfälscht, ja aufhebt. Man hat ein Werk
geschrieben – dessen Fehler man nicht verkennt ... das aber zwei-
5 fellos zu den merkwürdigen vielleicht bedeutenden seiner Epoche
gehört. Man ist daran, dem Publikum, den Freunden – keineswegs
etwasübleszuthun,sonderneheretwaszuschenken.Undmansieht
diesem Vorgang entgegen mit dem Gefühl, der innern Frage: Also
was für übler Dinge werd ich angeschuldigt werden? ... Das reine
10 VerhältniszwischenKünstlerundWerkerhält immereineTrübung
wennes derÖffentlichkeitübergebenwird.–
1034.SchnitzleranBahr, 17.11.1910
17.11.1910.
LieberHermann.
Schönsten Dank für Deinen lieben Brief. Jedenfalls tut es mir leid,
dass Du nicht über mein Stück schreiben wirst, denn was immer
5 Du unter den Unannehmlichkeiten verstehst, die daraus für Dich,
für mich, für alle Beteiligten folgen könnten, für mich wären sie
jedenfalls durch das Vergnügen reichlich aufgewogen eine ausführ-
liche Darlegung Deiner mir immer wertvollen Meinungen zu lesen.
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
- 1921 539
- 1922 547
- 1923 570
- 1924 583
- 1925 584
- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916