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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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Page - 458 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931

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458 oktober 1911 im dritten Akt, der, ein Prachtstück guter Laune, jedem Theater- direktor wieder einen Seufzer aus dem gepreßten Herzen holen 125 wird,warumdennSchnitzlernochimmernichtendlicheinLustspiel schreibt.DasHotelwirdvoneinemHerrnDoktorv.Aignergeführt, dernebenhereinberühmterBergsteiger,Landtagsabgeordneterund zahlreicherVaterist,aberfreilichaufjeden,derdasOriginalgekannt hat,etwasschattenhaftwirkt,wasvielleichtSchnitzlersAbsichtwar, 130 weil dieser volle Sinnenmensch in ganzer Gegenwart ja die sämtli- chen anderen Zerebralwesen des Stückes erdrückt hätte. Wir sind in diesem Akt zweitausend Meter über dem Meer, womit motiviert wird,daßHerrHofreiterplötzlichandenempfänglichenBusender naseweisen kleinen Erna sinkt: Höhenrausch! (Ich meine das kei- 135 neswegs ironisch, sondern Herr Hofreiter besteht eben darin, daß er bloß durch Veränderungen der Blutbewegung allein psychisch bestimmt wird.) Als er im vierten Akt heimkehrt, ist inzwischen seine Frau die Geliebte eines Marinefähnrichs geworden. Man hat nicht den Eindruck, daß ihr Gefühl für diesen Otto stärker ist als 140 einst das für jenen Russen. Keineswegs. Aber da sie damals nein gesagt hat, sagt sie jetzt zur Abwechslung einmal ja, vielleicht um, nachdem sie die Tugend gekostet hat, nun auch einmal das andere kennen zu lernen; wahrscheinlich im Grund aus eben demselben Lebensfürwitz,der jaschließlichauchdasMotivdermehrgenäschi- 145 genalsverliebtenErna ist.HerrHofreiterentdecktdas, fordertden Fähnrich zum Duell und erschießt ihn. Warum eigentlich? Hat er sich belogen, wenn er sonst so gleichgültig und über das eheliche Vorurteil erhabenschien?Oderweilerdochin irgendeinemletzten Winkel seine Frau noch liebt? Oder bricht das Tier aus ihm her- 150 vor? Nein. Sondern er ist einfach schlecht aufgelegt und will sich Luft machen. Er hat eben noch, als er es erfuhr, ganz ruhig darüber gesprochen. Es schmerzt ihn gar nicht, es ärgert ihn nicht einmal. »ImGegenteil.EsistmireherwieeineinnereBefriedigung.Ichgehe nicht mehr als Schuldiger in diesem Hause herum. Ich atme wieder 155 auf.Esistgewissermassen,alshättesieSühnegetanfürdenTodKor- sakows, und zwar in einer höchst vernünftigen und schmerzlosen Weise. Sie fängt an, mir wieder menschlich nah zu sein. Wir leben wieder sozusagen – auf demselben Stern.« Nein, er ist zunächst keineswegs verstimmt. Aber da begibt es sich, daß eine Zeitung 160 eine dumme Notiz über ihn bringt, als wäre jener Russe das Opfer eines amerikanischen Duells mit ihm geworden. Das verdrießt ihn, er vermutet den Mann einer Frau, mit der er damals geliebelt hat, hinterderNotiz,will ihnstellenundkommtihmnichtbei.Dasver- drießt ihn noch mehr und so, wie man zu sagen pflegt, schießt ihm 165 das Blut in den Kopf. Der Fähnrich ist nur der Blitzableiter seiner üblenLaune.SeineFraufragt:»Warumalso?Wenndiranmirnoch
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Title
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Subtitle
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Editor
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Size
14.6 x 23.4 cm
Pages
1010
Categories
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Table of contents

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
  31. 1921 539
  32. 1922 547
  33. 1923 570
  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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