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april 1912 465
ter und ans Raimundtheater gedacht, erst Hofmannsthal fand, dass
dasStückwohlimBurgtheatergespieltwerdenkönnte.AmMorgen,
daichdasHausverliess,umdasStückpersönlichinderDirektionzu
überreichen, sah ich Burckhard vor mir auf der Strasse, (er wohnte
25 damals imselbenHausewieich).Als ichihmmeinZielbezeichnete,
nahm er das Stück gleich an sich und erklärte, es auf seiner eben
bevorstehenden Reise nach Berlin lesen zu wollen. Etwa zwei Tage
späterfindeichAbendsbeimNachhausekommeneinTelegramm,in
demermirzudemStückgratuliertundsichvorbehält inWienalles
30 nähere,hauptsächlichhinsichtlichzuerwartenderZensurschwierig-
keiten zu besprechen. Ein paar Tage darauf in seineri Wohnung
erklärt er es als unumgänglich notwendig, dass Frau Hohenfels die
Christine spielt. »Wenn die nicht will, kann ich’s überhaupt nicht
spielen. Die Reinhold, die piepst zu viel.« Frau Hohenfels refusiert
35 die Rolle; ebenso wie später Baumeister den alten Weiring. Burck-
hard muss vorläufig von der Aufführung absehen. Entweder schon
damalsodereinigeZeitnachher lässt ermichdurchBahr fragen,ob
icheinenWegzuSpeidelhabe,dessenUrteilvongrosserBedeutung
sei, so dass im Falle eines günstigen Eindruckes der »Liebelei« auf
40 ihnsowohldieoberenBehördenalsauchFrauHohenfelsleichterzu
gewinnen wären. Hofmannsthal gibt das Stück dem Hofrat Gom-
perz, Gomperz dem Speidel, Speidel schreibt an Gomperz einen
Brief, in dem er sich sehr warm über das Stück äussert und die
Ansicht ausspricht, dass Fräulein Sandrock (deren Engagement für
45 dienächsteSaisonbevoristand)»eswohlzumSiege führenkönnte«.
Dieser Brief nimmt seinen Weg von Gomperz zu Hofmannsthal,
von Hofmannsthal zu mir, von mir zu Burckhard, von dort weiter,
wohlauchzuBesetzny,dervorzugsweisedurchTaussig(Bodenkre-
ditanstalt) gewonnen werden sollte. Nun lag Burckhard daran, die
50 Sandrock statt im September schon in der laufenden Saison (1895)
vomVolkstheater freizubekommen, sieaberweigerte sichanfangs
und will überhaupt mit diesem Gale[e]rensträfling keine, wie sie
Burckhard nennt, keine Unterredung haben. Bahr bittet mich nun
die Sache bei der Sandrock durchzusetzen. Es gelingt mir ohne
55 besondere Mühe, und nach stattgehabter Unterredung äussert sie:
»Dieser Burckhard ist wohl ein herrlicher Mann«. Im Jänner oder
Feber tritt sie ihr Engagement an, »Liebelei« aber wird vorläufig
hinausgeschoben. Ich hörei von verschiedenen Seiten, (auch von
Lothar) dass die Aufführung des Stückes nicht gestattet werden
60 tsolltewürdeu. Gegen Ende der Saison, nachts beim Nachhausekom-
men,treffeichmitBurckhardwiederaufderTreppeunseresHauses
zusammen.»IchhabeIhneneineinteressanteMitteilungzumachen,
MitterwurzerwirddenHerrnspielen«.Daraufich:»IchhabeIhnen
eine noch interessantere Mitteilung zu machen, die ›Liebelei‹ wird
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
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- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916