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september 1918 519
(»Wer hats dir geschafft?« fragte ich. Er, halb scherzend,–: Gott,
durchPoldisMund.)–beganner ... »Sonderbar–unsererstesamt-
liches Gespräch ... merkwürdiger Moment ... Dein Stück gleich
10 gelesen ... ich hab kein Verhältnis dazu gefunden ... diese Weiber
– ja sie stehenda, aber ichkannnichtsmit ihnenanfangen ... Schon
ähnlich ergings mir mit dem Weiten Land,– wo ich deine Kunst
bewundert aber mich fragte. Ich könnts mit solchen Menschen –
wie du sie schilderst, keine fünf Minuten aushalten.« Ich: Und hast
15 es Stunden und Tage mit ihnen ausgehalten. Er: »Das ist allerdings
wahr.« – »Nun hab ich das Stück dem Poldi gegeben – er sagte mir
... Ja ... Ihnengefallen jasounsittlicheStücke–ichbinnemlichfür
Rittner’s Unterwegs eingetreten,– das er nicht mochte...;– u. s. w.
u. s. w... endlich mußte ich ihm zugestehen, daß ich zu deinem
20 Stück kein Verhältnis habe und es nicht aufführen möchte.« – Ich.
»UndPoldiwarerlöst ...«WasBahrlebhaftbestritt.–Ich:»Daßich
dies erwartete – hast du schon aus meinem Brief entnommen;– ich
verstehe deinen Standpunkt vollkommen; ... ich möchte nur mei-
nendarlegen: ich liebediesesStückganzbesonders ...u. s. w.,habe
25 auch wegen der Besetzung Bedenken gehabt etc...« Er: Ja ... artis-
tisch außerordentlich ... Ich. Nicht nur artistisch – auch seelenhaft
... »Was würdest du an meiner Stelle thun?« – Ich: Wenn mir als
DirektorA.S. einausgezeichnetesStücküberreicht–natürlichauf-
führen!–aber,daichDramatikerbin,versetzichmichvölligindich,
30 und verstehe, ja sah mit Sicherheit voraus, daß Ihr es nicht spielen
werdet;– glaubte aber verpflichtet zu sein,– bei meiner Beziehung
zum Burgtheater – und meiner alten Freundschaft zu dir und Poldi
es euch wenigstens vorzulegen.– Er: »Du darfst nicht glauben, daß
ich weil ich jetzt fromm bin, andre Ansichten über ›Sittlichkeit‹ –
35 odererotischeFragenüberhaupthabe...etc.«–Ich:»Esbleibtdoch
bestehn,daßdudasStücknichtmagst,undnichtspielst,weilessich
mit deiner ›Weltanschauung‹ nicht verträgt; denn du wirst ein Dut-
zendvielschlechtrespielen!...«–Danner:Wiegegenaußen...:Ich:
»Wir bleiben bei der Wahrheit;– denn ich habe mich nicht zu schä-
40 men–daßichdasStückdemB.th.vorgelegthabe–undIhrnatürlich
nicht, daß Ihr es nicht spielen wollt.–« Er machte mich dann noch
aufmerksam(auchdashatt ichvorausgesagt)daßmandieKomoedie
gegen mich ausnützen werde ... etc. Ich: Ich stehe nun bald drei-
ßig Jahre inderOeffentlichkeit–man»nützt«allesgegenmichaus
45 – Er versuchte dann noch die Figur des Casanova zu verkleinern;–
EdthoferimV.th.würdesie»nochkleiner«machen–ichbliebunbe-
irrt; und ich möchte doch nicht in seiner Haut gesteckt haben – so
freundschaftlichherzlichwirschieden.Werihm’sprophezeithätte–
vor25Jahren–daßseineersteAmtshandlungimB.Th.seinwürde,
50 des»KampfgenossenausJugendjahren«Stück–zurefusiren–weil
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
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- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916