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534 september 1919
abhalten, das wird heute mit Paumgartner besprochen, ich schreibe
Dir dann gleich darüber.– Heute schon Bahr mit Prof. Redlich
getroffen, die mir beide gratulierten.– Aranyi wird Dir, und objec-
30 tiver als ich, erzälen. Es tut mir leid, dass Reichenhall abgesagt
ist,– immer dasselbe: man muss 2–3 mal wöchentlich singen, um
inSchusszukommen.Kritiken,dieheutabendserscheinendürften,
schick ich Dir gleich. Die Kolap soll mir nur alles verlangte gleich
schicken, bitte! ja? Mein Geld geht auch zu Ende, ich ärgere mich
35 so unbeschreiblich, dass ich so lang dasitze, mich vorbereite,– die
Karten sind gedruckt! – und es dann so verschlampt wird. Erzäl
vorläufigNiemandemdavon,ichschämemichgeradezu,obzwarich
schuldlosbin,–nurderKolapsag’s.Es ist einstarkesStück.
Lebwol, inEile allesLiebe,küssdieKinder tausendmal!
40 Groszgeht mitScandalmachengeladenherum!
1235.OlgaanArthurSchnitzler,23.9.1919,Auszug
Ja,aberdasUnangenehmeist,dassseiteinigenTagenhiereinfurcht-
barerWettersturzist,–nachdrückendheisserZeit,einesoplötzliche
Eiseskälte, der Schnee liegt bis auf 600 Meter herunter,– dass alle
Welt verschnupft und ich heiser bin. Gestern Vorm. versuchte ich
5 zu üben undi musste es sein lassen, bin Nachm. nicht zur Milden-
burg, sondern hab mir in meinem eisigen Zimmer alles Mögliche
angezogenundmichin’sBettgelegt.DasZimmerist jetzteinetrost-
loseEisgrube, ichsitzeebenmit2JackenangetaninderHalle,wo’s
doch ein bissel wärmer ist, weil ein Gaskamin brennt. Die wenigen
10 Zimmer mit Öfen sind besetzt,– ich hab es immer gesagt,– so ein
Haus mit Centralheizung ist eine herzlose Sache. Am 30. soll also
mein Abend stattfinden, früher gehts leider nicht,– ich hoffe, dass
ich bis dahin wieder unheiser und disponiert bin,– stell Dir meine
Hyppochrondrie beiläufig vor. Heut ein klarer, kalter Tag, ich hab
15 michufrühuraschangezogenundmichimMirabellgartenindieköst-
licheSonnegesetzt, inMorzgimgeheiztenStübelgegessen,zuFuss
inderSonnezurück,aufeinerBankbis4Sonnegeschluckt,–ja,aber
dasZimmer zuhause isthalt alleweildasgleiche.
Heut hätt ich bei der Mildenburg meine Lieder singen sollen,– ich
20 singvorSamstag–SonntagkeinenTon!Ichwarvielleichtzufleissig.i
[¶]
Ich habe gestern offenbar eine besondere Stunde bei der M. ver-
säumt, Bahr war zugegen, das brachte wol besondere Stimmung.
Er soll sich gar nicht um seine Frau kümmern ihre grosses inneres
25 Unglück damit abtun: »Ja, warum kannst Du Dich nicht beschei-
den«,undimÜbrigenganzegocentrischaufdenUntersbergundin
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
- 1921 539
- 1922 547
- 1923 570
- 1924 583
- 1925 584
- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916