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594 februar 1930
30 alle Glieder fahren. Lesen ist eine Kunst, die heute selten geworden
ist, man liest nicht mehr, man sticht bloß auf jeder Seite einen oder
den anderen Satz heraus, spießt ihn auf und meint nun, nach diesen
paarBrockenurteilenzudürfen.AbermeineRomanesindhochmü-
tig, sie wollen Wort für Wort nachdenklich gelesen sein, oder aber
35 lieber gar nicht.
1332.SchnitzleranOttoP.Schinnerer,6.2.1930,Auszug
Und nun zum »Reigen«. Das Feuilleton von Felix Salten stand in
demdamaligenTagesblatt»DieZeit«.VondemResultatdesRekur-
ses, den Hermann Bahr in Angelegenheit der verbotenen »Reigen«-
Vorlesung an die Statthalterei ergriff, ist auch mir nichts bekannt;
5 wahrscheinlich wurde er abschlägig beschieden. Über den Verleger
FritzFreundkannichIhnenheutenichtsNäheresmehrsagen.Gute
Erfahrungen habe ich nicht mit ihm gemacht. Daß er die Rekurse
damals mit wirklichem Ernst behandelt hätte, ist nicht wahrschein-
lich. Heute soll er als Filmjournalist »tätig« sein. Auf Ihren Artikel
10 über die Geschichte des »Reigen« bin ich natürlich sehr neugierig.
Ob sich meine 23 Thesen in den Rahmen Ihres Artikels überhaupt
fügenwürden,kannichnatürlichvonhierausnichtbeurteilen.Viel-
leicht istesdochambestenmichpersönlichals»Wortergreifer«aus
demSpiel zu lassen.
1333.SchnitzleranBahr, 16.2.1930
Wien16. 2.930
Mein lieber Hermann, nach so langer Zeit hör ich wieder was von
dir– und daverleihstdu mir gleichdenNobelpreis!
Ichfühleganzwiedu:dassHugoderjenigegewesenist,derihnhätte
5 bekommenmüssen.Leiderkönnteichdiesmalnichtwiederausspre-
chen–wieseinerzeitals ich(nochdazufürdasZwischenspiel!)den
Grillparzerpreis erhielt, dass der eigentlich Hofmannsthal gebühre.
Auch damit hast du recht: »melden werd ich umichu nicht, viel-
leicht weniger aus Bescheidenheit, als aus Bequemlichkeit« und
10 einerimmerwachsendeniGleichgiltigkeitgegenalleArtenvonäuße-
ren»Ehrungen« uwasmanso nennt.
Dtaseinu »Tagebuch[«] les ich natürlich immer – so bedürfte es
alsokaumeinerfreundlichenpersönlichenBemerkung,–undumso
mehr dank ich dir. Ich weiss nicht, ob du meine kleinen Bücher
15 »Geist imWortundinderThat«,umeinBuchderSprücheuBeden-
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
- 1921 539
- 1922 547
- 1923 570
- 1924 583
- 1925 584
- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916