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596 märz 1930
1336.SchnitzleranBahr, 17.3.1930
Wien,17.3.1930.
MeinlieberHermann,deinHeimwehnachWienunddasdeinerver-
ehrten Gattin hat auch mir ans Herz gegriffen, und der Hofrätin,
mitder ichneulichdavonsprach.AbersowenigichdenNobelpreis
5 kriegen werde, so wenig hab ich in Oesterreich zu sagen, sonst hätt
ich dich längst wieder ans Burgtheater berufen (auf die Gefahr hin,
dass du mich wieder nicht aufführst, auch ohne Poldi) – und wie
erst Frau Mildenburg an die Oper oder wohin sie sonst möchte, –
und in der Musik geht ja meine Objectivität noch weiter als in der
10 Literatur. Aber je weniger man versteht und je mehr man liebt, um
sogerechter istman.
Aber Scherz beiseite, was bindet dich eigentlich an München? Ich
habe das Gefühl, dass deine Leiden und – entschuldige – deine
Hypochondriensichhierzumindestlindernwürden.Eswürdeviele
15 freuenauchmanchedienicht inallemdeinesSinnes sind,Dichwie-
derhierzuwissen.Dennwissenwirüberhaupti welchenSinneswir
sind. Kaum welchen Herzens. Beziehungen, auch unterbrochene,
auch gestörte, sind das einzige reale in der seelischen Oekonomie.
Wenn mir meine Vergangenheit erscheint, bist du mir immer Einer
20 der nächsten, und so kann es auch in der Gegenwart nicht anders
sein.
Klingt das nicht ein bischen nach fünfter Akt, erste Scene? Sagen
wir: Vierter, vorletzte. Wir wollen nicht sentimental uwerden.u Ich
bemerke mit angemessener Kühle: Hoffentlich sieht man sich ein-
25 malwieder. Eswäreschön.
VonHerzenDein Arthur
1337.BahranSchnitzler,20.3.1930
MünchenBarerstr. 50
20.3.30
Mein lieberArthur!
WoltunbringtZinsen,aber ichbinundankbargenug,DirdieWohl-
5 tat, die mir Dein lieber Brief erweist, übel zu vergelten: durch
Jammern über mein Münchener Ungemach. Du fragst, warum wir
nach München übersiedelten. Wir waren Beide »stellungslos«, als
ich zur Leitung des Burgtheaters berufen wurde – viel zu spät, um
noch etwas künstlerisch leisten oder doch retten zu können. Um
10 diese Zeit begann auch die österreichische Währung schon zu wan-
ken.Dasbischen»Vermögen«,dasmirmeinVaterhinterlassenhatte,
begann zu schmelzen; der Rest ging dann bei der deutschen Infla-
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
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- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916