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608 märz 1936
1363.HeinrichSchnitzleranBahr-Mildenburg,5.3.1936
Wien,5.März1936.
SehrverehrtegnädigeFrau,
vielen Dank für Ihre freundlichen Zeilen. Herr Dr. Buschbeck hat
meinerMutterundmirIhrenWunschbereitsübermittelt,undes ist
5 selbstverständlich,dasswir ihnmitganzbesondererFreudeerfüllen
werden.–NunistmeineMutter,beiderdieBriefeHermannBahr’s
augenblicklich in Verwahrung sind, für zwei bis drei Wochen ver-
reist, und ich muss Sie, sehr verehrte gnädige Frau daher bitten, ein
wenig Geduld zu haben. Sobald meine Mutter zurückgekehrt sein
10 wird, solldieAbschrift sofort inAngriffgenommenwerden.–
InaufrichtigerVerehrung
Ihrsehr ergebener [hs.:] HeinrichSchnitzler.
1364.OlgaSchnitzleranBahr-Mildenburg,24.3.1936
LondonW2,24.März36.
31/32CravenHillGardens
Meine liebeverehrtegnädigeFrau,
Ihre liebenZeilenhabenmich,ziemlichverspätet,hiererreicht.Der
5 Brief war »zur Devisenüberwachung« geöffnet. Ich musste lächeln:
Devisen haben wir ja nicht auszutauschen, aber udafür:u welche
Schätzeder Erinnerung
–!
Sie ahnen sicherlich nicht, verehrte, darf ich sagen: geliebte gnädige
Frau,–wieviel ichmichinletzterZeitmitIhremGattenbeschäftigt
10 habe,mitseinenBriefen,meineneigenenErinnerungenundmachen
Aufzeichnungen. Welcher Reichtum, welche Lebendigkeit
–! wie
sind Sie selbst da, – unser aller schöner Jugendzeit. Und dann: die
Spaziergänge im Schnee – in Salzburg, 1921, – alle Güte, die Sie
Beide in schwerer verworrener Zeit für mich hatten. Das vergisst
15 sichnie.i
Und nun: aus der Dürftigkeit der Gegenwart hab ich mich, auch
auf Drängen meiner Freunde, die mich erzählen hörten, drange-
macht, die Dinge aufzuschreiben, die sonst verloren giengen, –
vielleichtwerdensienichtganzunwichtigsein,imKreisderFreunde
20 erwacht und gestaltet, – Zeugnis ablegen, – später einmal. Mir ist
es klar geworden, wie wach in diesem Kreis der Dichter etwas
war: das Gewissen ihrer Zeit. Abgewandelt in jedem Einzelnen:
menschliches-culturelles Gewissen, – immer ein Aufgerufen-sein:
zuverantworten,ohneBeschönigungwahr,sichundandernaufder
25 Spur,umdasLebenreinerundhöherzugestalten, als sieesvonder
Generation ihrer Eltern übernommen hatten. Die schönsten Dinge
stehen im »Marsyas«, der uns ja schon bei seinem Erscheinen so
erschüttert hat. – Und: die Freundschaft der Männer: die grosse
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
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- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916