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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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1962 611 kelnden Augen spöttisch blinzeln, sein Linzer Dialekt von noch mehr Zischlauten durchsetzt ist als gewöhnlich. Begegnungen voll schwankender Sympathie ... denn Schnitzler verhehlt es durchaus 40 nicht,daßBahr ihnzuweilenungeduldigmacht. EinesAbends, in lustigerGesellschaft,wirdallgemeinBruderschaft getrunken; und Schnitzler, sonst immer auf gemessene Entfernung bedacht, kann sich dies eine Mal nicht entziehen. Das war wohl die Ursache, daß er in späteren Jahren jedes freundliche Angebot auf 45 Bruderschaft immer wieder mit der Bemerkung ablehnte, er sei nur einesMenschenDuzbrudergeworden,unddenhätteerzujenerZeit nicht leiden können. Und wirklich: im Kreis der Freunde ist es in all den vielen Jahren nie mehr zu solcher Verletzung der Distanz gekommen.NichtsistihrermißtrauischenEmpfindlichkeitsozuwi- 50 der wie die fälschende Allüre der Nähe, die sich mit Anblinzeln, Zuruf, Schulterklopfen anbiedern will, während darunter ein gan- zerAbgrundvonBeziehungslosigkeitgähnt.DieödeKumpanei im Kreis von Zufallspartnern kann ihnen nicht mehr Vortäuschen als sie ist, und echtes Einverständnis stellt sich am ehesten auf der soli- 55 denBasisbewußterEinsamkeither.VollendsdieserBahr:nachdem er stundenlang seine glänzende ironische mutwillige Beredsamkeit entfaltethat, stehterauf,gehtweg,nimmtsichso leichtundrestlos zurück, daß man nie recht weiß, wozu er wirklich steht, woran er hängt,woer wurzelt. 60 Es ist auch wenig Verlaß auf seine kritischen Maßstäbe. Sein Tem- perament,demWogeneigenerGedankenundEmpfindungenpreis- gegeben, scheint von jedem neuen Eindruck wahllos hingerissen. EinenharmlosenDilettanten,dergleichunbeträchtlichmalt,dichtet und komponiert, nennt er »den verschwenderischen Meister dreier 65 Künste«–jedersichneugebärdendenErscheinunggehtermitFan- farenstößenvoran. EinmalbetrittergemeinsammitSchnitzlerundBeer-Hofmannden großen Saal des Künstlerhauses. Von weitem bemerkt Schnitzler ein Bild, das zunächst durch seine grellen blaugrünen Farben auf- 70 fällt. »Das wird dem Bahr sicher gefallen«, sagt Schnitzler zu Beer- Hofmann. Und wirklich, schon ist Hermann Bahr auf dieses Bild zugegangen, und davor stehend sagt er mit dem herausfordernden Ton, den er immer hat, wenn er etwas Neuartiges durchsetzen will: »Alsodas istdasBedeutendste,wasseitzehnJahrengemaltworden 75 ist.« Damit schien seine eigene Einstellung weit mehr als das Bild cha- rakiterisiert, denn auf jeden Fall war er in revolutionärem Wider- sprachzumAlthergebrachtenzufinden, immerinderfechterischen Stellung des Raufbolds, und das bis zu einem Ausmaß, mit dem er 80 nicht nur seine konservativen Leser verblüfft, sondern auch seine Freundeärgertundreizt.
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Title
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Subtitle
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Editor
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Size
14.6 x 23.4 cm
Pages
1010
Categories
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Table of contents

  1. 1891 7
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  3. 1893 31
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  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
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  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
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  16. 1906 371
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  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
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  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
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  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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