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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
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Page - 614 - in Arthur Schnitzler & Hermann Bahr - Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931

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614 1962 Kritik werde es loben, der ärgste Feind könne daran nichts ausset- zen,aberauchderenthusiastischesteFreundwerdenicht sagen:ein Prophet sei erstanden. Die Burgtheateraufführung brachte der »Liebelei« den Erfolg, von 175 dem es hieß, ihr Autor sei über Nacht berühmt geworden. Bahr schreibteineKritikvollabsichtlichenWiderstandes,sprichtvonder »mehr feuilletonistischen als dramatischen Anmut ... eine saubere, anständigeund braveArbeit«. »PassenS’auf«,sagterzuLoris,»sowieSchnitzlerbisher›derDich- 180 ter des süßen Mädels‹ war, so wird er jetzt den berühmten Dichter posieren.« »Eine Ihrer Negationen, von denen Sie schon zurückkommen wer- den«, entgegnet ihm Loris, »denn jetzt ist er’s.« Wenige Wochen darauf meldet Bahr seinen Besuch bei Schnitzler 185 an. Nach allerlei Umwegen und Vorwänden des Gesprächs geht er auf das eigentliche Thema los: er gebe es zu, sein Urteil schwanke Schnitzlergegenüber,undgleichdarauf,nachkurzerÜberwindung, stößterheraus:»Ichweiß jaganzgut,daß ichmichgeirrthabe. Ich hab’esauchdemBurckhardschonvordeinerPremiereangekündigt: 190 ich muß zwei Feuilletons über die ›Liebelei‹ schreiben; eins, wenn sie durchfällt, wo ich dich justament riesig lob’, und eins, wenn sie gefällt, in dem ichmichmitdir scharf auseinandersetze.« Schnitzler lacht überwältigt: »Das nenn’ ich Sachlichkeit!«, wäh- rend Bahr lebhaft fortfährt: »Vergiß nicht, ich bin eine Propagan- 195 danatur. Ich muß die Dinge korrigieren, wie sie mir in meinen Plan passen.Mirhaben’s jadieLeute sofortgesagt,daßunsdieseswenig ermutigende Feuilleton auf immer auseinander bringen wird. Aber das schien mir unwahrscheinlich, denn ich kenne dich. Vielleicht« – und seini Blick gleitet zur Seite – »sind wir nur so niederträchtig 200 gegeneinander, weil wir dergleichenGenerationangehören.« Ende März 1896 ist Schnitzler bei Bahr: ein Krankenbesuch. Bahr ist im Duell verwundet worden. Er hat sich an Stelle eines jüdi- schen Herausgebers der Tageszeitung »Die Zeit« geschlagen, der von irgendeinem provokatorischen Subjekt herausgefordert wor- 205 den war. Die Juden waren nämlich soeben von den wehrhaften deutschnationalen Studenten für satisfaktionsunfähig erklärt wor- den,undnundachtendiese,ihreBeleidigungenbeijederGelegenheit ungestraft austeilen zu dürfen. Diesem sogenannten Waidhofener BeschlußbegegneteBahr,derSohneinerstrengkatholischenLinzer 210 Notarsfamilie,aufseineresoluteWeise,indemerdieBeleidigungauf sichnahm.ErstaunlicherVorfall:BahristalsonichtnurderVerkün- der oft zweifelhafter Werte – an die er bald gar nicht mehr glaubt – er begibt sich selbst in Gefahr, wo es eine wahre menschliche Stel- lungnahme,eineechteGesinnungzuverfechtengilt.Zumerstenmal 215 empfindetSchnitzlerwirklicheSympathiefürihn;vonseinemKran-
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Title
Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Subtitle
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
Editor
Kurt Ifkovits
Martin Anton Müller
Publisher
Wallstein Verlag
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8353-3228-7
Size
14.6 x 23.4 cm
Pages
1010
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. 1891 7
  2. 1892 18
  3. 1893 31
  4. 1894 64
  5. 1895 91
  6. 1896 115
  7. 1897 135
  8. 1898 160
  9. 1899 167
  10. 1900 173
  11. 1901 192
  12. 1902 222
  13. 1903 246
  14. 1904 288
  15. 1905 338
  16. 1906 371
  17. 1907 386
  18. 1908 401
  19. 1909 413
  20. 1910 433
  21. 1911 447
  22. 1912 463
  23. 1913 480
  24. 1914 492
  25. 1915 497
  26. 1916 502
  27. 1917 507
  28. 1918 510
  29. 1919 526
  30. 1920 536
  31. 1921 539
  32. 1922 547
  33. 1923 570
  34. 1924 583
  35. 1925 584
  36. 1926 585
  37. 1927 586
  38. 1928 588
  39. 1929 590
  40. 1930 593
  41. 1931 598
  42. 1932 604
  43. 1934 606
  44. 1936 607
  45. 1962 610
  46. Quellennachweis und Erläuterungen 632
  47. Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
  48. Theaterbesuche 792
  49. Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
  50. Editorische Richtlinien 796
  51. Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
  52. Nachwort 820
  53. Dank 864
  54. Verzeichnis der Dokumente 866
  55. Korrespondenzpartner 902
  56. Register 916
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