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826 anhang
staltet, um die berühmtesten Österreicher zu ermitteln. Schnitzler
landet unter den Künstlern auf Platz zwei (nach Karl Schönherr),
Bahr auf Platz acht.35 Immerhin fordert Bahr für Schnitzler den
Nobelpreis (▷593–594),aberdavonabgesehenunterbleibtdiegegen-
seitigeWahrnehmungihrerhervorragendenRolle imKulturbetrieb.
Die in diesem Netzwerk marginalisierten Stimmen gehören den
Frauen. Das beginnt bei den im gesamten autobiografischen Werk
– ganz im Gegensatz zu den Vätern – unscharf bleibenden Kontu-
ren der jeweiligen Mütter. Parallelisiert man Bahrs und Schnitzlers
Leben mit den Entwicklungen der Emanzipation der Frauen, so
sind beide – bei Bahr in zweiter Ehe, bei Schnitzler bis zur Schei-
dung1921–mitFrauenverheiratet,diesichbemühen,selbstständig
erfolgreich zu sein. Es ist dies ein langer Weg vom »Geliebte ver-
schaffen« (▷7) der Bürgersöhne der frühen Jahre. Die Dokumente
unserer Edition deuten nur an ihren äußersten Rändern eine andere
Wirklichkeitdieser ›wilden‹ Jahrean, inderdie ›süßenMädel‹nicht
nurObjekte, sondernpolitischeAkteuresind.EinmalbesuchtFelix
Salten seine wegen sozialistischen Äußerungen inhaftierte Freun-
din Charlotte Glas im Gefängnis (▷80), ein anderes Mal erwähnt
Schnitzler im Umfeld Peter Altenbergs eine Anna, »Typus der Pro-
stituirten, welche vom Stubenmädchen auf gedient hat« (▷122), die
vonAlfredPolgarmitvollemNamenAnnaBoschekgenanntwird36
und die damit den Namen mit der Gewerkschafterin und sozi-
aldemokratischen Politikerin Anna Boschek teilt. Wir haben von
derIdentifizierungderProstituiertenmitderPolitikerinabgesehen,
weil wir den Einzelfall auf das Typologische verschoben wissen
möchten: Die Frauen, die in den präsentierten Dokumenten vor-
kommen,werdenvondenMännernnichtpolitischaufgefasst,waren
esaber womöglich.
Eine andere Frau überschreitet die Wahrnehmungsgrenze kaum:
EingelegtineinNotizbuchBahrs,daser1897/98verwendete(TMW,
VM1779 Ba), findet sicheineVisitenkarte:
»Ida Grünwald/Typewriterin/v. 9–2 Uhr./VII., Mariahil-
ferstr. 88a.«
Es handelt sich um eine Schreiberin, die für Hofmannsthal und
Schnitzler und womöglich Bahr (▷203) tätig war. Doch schon der
Zeitraum und das Ausmaß ihrer Beschäftigung für die Autoren
35 [O.V.:]DieberühmtestenOesterreicher.DasErgebnisunsresPreissausschreibens.
In: NeuesWienerTagblatt, Jg.64,Nr.224,15.8.1930,S.4.
36 Alfred Polgar: Fünfzig Jahre Friedell. In: Die Weltbühne, Jg.24, H.6, 7.2.1928,
S. 220.
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
- 1915 497
- 1916 502
- 1917 507
- 1918 510
- 1919 526
- 1920 536
- 1921 539
- 1922 547
- 1923 570
- 1924 583
- 1925 584
- 1926 585
- 1927 586
- 1928 588
- 1929 590
- 1930 593
- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916