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842 anhang
zigerjahrenvorallemJung-WienübereinegemeinsameÄsthetikzu
begründensuchte,wandeltensichaberüberdieJahrezunehmendzu
einer Literaturgeschichte Österreichs der unmittelbar vergangenen
Jahre.63 MitdemWechselvonStil-Programmatikzumgenuinpoliti-
schen Anspruch einer eigenen österreichischen – von Deutschland
abgegrenzten–KulturpolitikändertesichdieFunktion,dieeinText
inseinem Programmeinnahm.
Zwei Wochen nach jener Lesung am 28.11. im Wiener
Bösendorfer-Saal wechselte Bahr für eine Lesung in Graz Schnitz-
lers Text aus und gab stattdessen Abschiedssouper. Soweit die
Vorlesungsprogramme bekannt sind, blieb das ein einmaliges
Ereignis; in der Folge wird Die Toten schweigen zum vermutlich
häufigstenvonBahrvorgetragenenTextDritter.
1898
Nachdem Max Burckhard von der Leitung des Hofburgtheaters
zurückgetretenist,organisiertBahrimFebruareinBankett,zudem
ereineArtgrößtengemeinsamenNennerderWienerKünstlerschaft
versammelt.NebenFerdinandvonSaaristauchSchnitzlervertreten,
der Bahrs Einfluss auf Burckhard negativ sieht. Ansonsten verläuft
das Jahr weitgehend distanziert, zumeist reduziert sich der schrift-
liche Austausch auf Gratulationen nach Premieren. Gelegentlich
anklingende persönlichere Töne nehmen sich beinahe wie Fremd-
körperaus.
Auf bestimmte Reizwörter ist bei Bahr Verlass; als in Berlin die
Aufführung von Der grüne Kakadu polizeilich verboten wird, bit-
tet er am 1.12., diesen in der Zeit abdrucken zu dürfen. Da er
bereits vergeben ist, stellt ihm Schnitzler einen anderen Einakter,
DieGefährtin, inAussicht.
63 In Die Toten schweigen verwendete Schnitzler zur medizinischen Plausibilisie-
rung die eben erschienenen Studien über Hysterie von Josef Breuer/Sigmund
Freud. (Vgl. Arthur Schnitzler: Die Toten schweigen. Historisch-kritische Aus-
gabe. Hg. von Martin Anton Müller unter Mitarbeit von Ingo Börner, Anna
Lindner und Isabella Schwentner. Berlin, Boston: de Gruyter 2015, S.2 [Werke
inhistorisch-kritischenAusgaben,hg.KonstanzeFliedl].)Damitschreibtsichdie
Psychoanalyse – noch bevor sie ihren Namen bekommen hat – bereits in Bahrs
selbstgezimmerte ›Literaturgeschichte‹ ein.
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Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Title
- Arthur Schnitzler & Hermann Bahr
- Subtitle
- Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931
- Editor
- Kurt Ifkovits
- Martin Anton Müller
- Publisher
- Wallstein Verlag
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8353-3228-7
- Size
- 14.6 x 23.4 cm
- Pages
- 1010
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- 1891 7
- 1892 18
- 1893 31
- 1894 64
- 1895 91
- 1896 115
- 1897 135
- 1898 160
- 1899 167
- 1900 173
- 1901 192
- 1902 222
- 1903 246
- 1904 288
- 1905 338
- 1906 371
- 1907 386
- 1908 401
- 1909 413
- 1910 433
- 1911 447
- 1912 463
- 1913 480
- 1914 492
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- 1916 502
- 1917 507
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- 1931 598
- 1932 604
- 1934 606
- 1936 607
- 1962 610
- Quellennachweis und Erläuterungen 632
- Buchausgaben im gegenseitigen Besitz 787
- Theaterbesuche 792
- Auszüge aus Schnitzlers Tagebuch 793
- Editorische Richtlinien 796
- Die Korrespondenz Bahr –Schnitzler 813
- Nachwort 820
- Dank 864
- Verzeichnis der Dokumente 866
- Korrespondenzpartner 902
- Register 916