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Forschungsziele und Methodik 21
Über den gesamten Forschungszeitraum wurden zudem zahlreiche Gespräche mit Ge-
org Schrom geführt, der Informationen zum Atelier über seine Tante Leopoldine Schrom
erhielt.
1.4 Forschungsziele und Methodik
Die vorliegende Studie versteht sich als Grundlagenarbeit und verfolgt als Forschungsziel,
das innenraumgestalterische und architektonische Werk von Friedl Dicker und Franz
Singer auf Basis umfangreicher Quellenrecherchen erstmals umfassend darzustellen. Aus-
gehend von dieser Gesamtschau kann eine Werkanalyse vor dem Hintergrund damaliger
architektur- und designtheoretischer Bewegungen und Tendenzen sowie soziokulturel-
ler Faktoren erfolgen. Insbesondere Dickers und Singers Rezeption der Studienzeit am
Weimarer Bauhaus soll dabei kontinuierlich reflektiert werden, um die Bedeutung des
Bauhauses für die Ateliergemeinschaft zu erschließen.
In der Wiener Zwischenkriegszeit nehmen Dickers und Singers Arbeiten eine Son-
derstellung ein, da sie sich vordergründig aufgrund ihrer formalen Bezüge – beispiels-
weise der Formgestaltung und Materialwahl – auf das Bauhaus beziehen. Da Dicker und
Singer in Wien aufwuchsen, den Großteil ihrer Ausbildungen in der österreichischen
Hauptstadt absolvierten und dort 1925 ihre Ateliergemeinschaft gründeten, stellt sich
die Frage, ob sie auch Ideen aus dem Wiener Umfeld aufgriffen. Schließlich war Wien
eine Stadt, die bereits um 1900 die internationale Moderne – neben Beiträgen aus Kunst,
Musik und Literatur – architektonisch mitgestaltet hatte und auch in den 1920er-Jahren
im sozialen Wohnbau bedeutende Maßstäbe setzte.
Die Erschließung von Dickers und Singers Werkbestand erfolgt somit im Rahmen
von drei zentralen Fragestellungen:
Wie rezipierten Dicker und Singer das am Bauhaus Gelernte?
Sind Parallelen zu Wiener EntwerferInnen und ArchitektInnen feststellbar?
Was zeichnet die individuelle Handschrift ihres Werks aus?
Anhaltspunkte über den gestalterischen Anspruch der Ateliergemeinschaft liefert der von
Franz Singer 1931 veröffentlichte Text „Das moderne Wohnprinzip“63. Darin wird fest-
gehalten, mit welchen Eigenschaften und Merkmalen Möbel, Raumgestaltungen und
Bauten realisiert werden sollen. So wird Wert gelegt auf die Verwandlungsfähigkeit der
Möbel durch Eigenschaften wie Schachteln, Klappen, Stapeln und die damit einherge-
hende Raumersparnis, die in der Schrift mit sozialen und funktionalen Überlegungen
63 Kölner Tageblatt 1931; Kat. Ausst. Heiligenkreuzerhof 1988, S. 11.
© 2021 Böhlau Verlag | Brill Österreich GmbH
https://doi.org/10.7767/9783205213161 | CC BY-NC 4.0
Bauhaus in Wien?
Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Title
- Bauhaus in Wien?
- Subtitle
- Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer
- Author
- Katharina Hövelmann
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21316-1
- Size
- 17.4 x 25.6 cm
- Pages
- 492
Table of contents
- 1 Einleitung 9
- 1.1 Ein vergessenes Kapitel Wiener Design- und Architekturgeschichte 9
- 1.2 Forschungsstand 10
- 1.3 Quellenlage 15
- 1.4 Forschungsziele und Methodik 21
- 2 Dickers und Singers künstlerische Ausbildung im Zeichen von Kunstschulreform und Lebensreformbewegung 27
- 2.1 Die Zeit in Wien 27
- 2.1.1 Herkunft und Ausbildung bis 1916 27
- 2.1.2 Kunstschule Johannes Itten und Netzwerke 1916–1919 33
- 2.2 Studienzeit am Bauhaus in Weimar 1919–1923 47
- 2.2.1 Die Wiener Gruppe um Johannes Itten 47
- 2.2.2 Unterricht 56
- 2.2.3 Erste Architekturentwürfe – Vier Einfamilienhäuser 77
- 3 Berufliche Anfänge 89
- 3.1 Aufträge für Theater in Dresden und Berlin 1921–1922 89
- 3.2 Werkstätten Bildender Kunst GmbH, Berlin 1923–1926 92
- 3.2.1 Arbeiten für Die Truppe 107
- 3.2.2 Die Auflösung 114
- 4 Die Wiener Ateliergemeinschaft 1925–1938 117
- 4.1 Die Zusammenarbeit von Dicker und Singer 1925–1931 117
- 4.2 Architekturfachkenntnis im Hintergrund – Die AteliermitarbeiterInnen 134
- 4.3 AuftraggeberInnen 140
- 4.4 Strategien der Bewerbung 147
- 4.4.1 Axonometrie und Modell 147
- 4.4.2 Fotografie 154
- 4.4.3 Publikationen 157
- 4.5 Dickers und Singers Wege ab 1933/1934 162
- 5 „Das moderne Wohnprinzip“ – Zwischen Bauhaus und Wien 173
- 5.1 Das Bauhaus als Basis 173
- 5.2 Zur Situation in Wien – Innenraumgestaltung und Architektur 175
- 5.2.1 Die Wiener Moderne um 1900 175
- 5.2.2 Wien in der Zwischenkriegszeit 177
- 5.3 Theorie und Anspruch der Ateliergemeinschaft 182
- 5.4 Einrichtungsgegenstände: Möbel, Leuchten und Kachelöfen 185
- 5.4.1 Vom Einzelstück zur Typisierung – Frühe Möbel 1925–1929 185
- 5.4.1.1 Bauhaus und De Stijl als Vorbild 185
- 5.4.1.2 Verwandelbarkeit als Prinzip 202
- 5.4.1.3 Verbindungen zum Wiener Jugendstil und Biedermeier 210
- 5.4.1.4 Zwischen sozialem und künstlerischem Anspruch: Typisierungstendenzen 216
- 5.4.1.5 Möbeltischler und Hersteller 228
- 5.4.2 Wege zur Serienfabrikation – Stahlrohr- und Sperrholzmöbel 1929–1938 230
- 5.4.2.1 Der Stahlrohrstapelstuhl von Bruno Pollak 234
- 5.4.2.2 Stahlrohrmöbelentwürfe der Ateliergemeinschaft 238
- 5.4.2.3 Hersteller und Produktionsversuche der Stahlrohrmöbel 251
- 5.4.2.4 Entwürfe für die Firma Metz & Co 253
- 5.4.2.5 Sperrholzmöbel 261
- 5.4.2.6 Produktionsversuche der Sperrholzmöbel 264
- 5.4.3 Eine Welt für Kinder – Kindermöbel und Baukastenspiele 1927–1938 266
- 5.4.4 Leuchten und andere Metallarbeiten 289
- 5.4.5 Kachelöfen 302
- 5.5 Raumgestaltungen und Architektur 309
- 5.5.1 Verwendung von Farbe als Gestaltungsmittel 309
- |5.5.2 Intervention im Haus Moller von Adolf Loos und im dazugehörigen Garten 319
- 5.5.2.1 Ein neu entdeckter Möblierungsentwurf 319
- 5.5.2.2 Das Zimmer für Anny Wottitz-Moller 334
- 5.5.2.3 Das Gartenhaus 337
- 5.5.3 Wohnkonzepte auf kleinster Fläche 339
- 5.5.3.1 Einwohnräume 339
- 5.5.3.2 „Wachsende Häuser“ – Entwürfe für Kleinhauswohnbauten in Palästina 362
- 5.5.4 Fulminanter Höhe- und Endpunkt – Das Gästehaus Auersperg-Hériot 379
- 5.6 Epilog: Sozialer Anspruch oder Zeitgeist? – Eine kritische Bewertung 411
- 6 Resümee und Ausblick 417
- 7 Anhang 425
- 7.1 Quellentexte 425
- 7.2 Biografie Friedl Dicker / Franz Singer 428
- 7.3 Archive und Sammlungen 431
- 7.4 Literatur 436
- 7.5 Webseiten 473
- 7.6 Bildnachweis 477
- 7.7 Abkürzungen 480
- 7.8 Abstract 481
- 7.9 Register 482