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Historische Aufzeichnungen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Page - 92 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

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92 definierten Mindestlaufzeit des Typs 1 von spätflavi- scher Zeit bis mindestens in die Dynastie der Seve- rer nahe. Anhand der Größe darf vielleicht zumin- dest für einzelne Typvertreter von einer Funktion als Vorratsgefäß ausgegangen werden. Der Variante 1.1 werden im vorliegenden Fundma- terial die Töpfe Kat. 115  –  119 zugerechnet. Diese sind durch ein kantigeres Mündungsprofil und einen gleichmäßiger proportionierten Gefäßkörper gekennzeichnet. Abgesehen von Kat. 118 weisen Typvertreter aus dem vorliegenden Fundmaterial keine Gliederung der Halszone durch horizontale Absätze oder Grate auf. Auch der auf den Töpfen mit ausgebogenem Rand vom Typ 1 offenbar regel- hafte Besen- oder Kammstrichdekor kann fehlen (Kat. 115  –  116). Sowohl der Topf Typ 1 als auch die Variante 1.1 werden von dem Fabrikat II dominiert. Topf Typ 2 (Kat. 120  –  123) Die Töpfe Kat. 120  –  123 können dem Typ 2 zuge- ordnet werden. Dieser ist durch eine horizontal oder aufwärts, nach außen orientierte, verdickte, rundli- che Mündung gekennzeichnet. Charakteristisch ist ein Einzug an der Innenseite des Mündungsprofils. Typvertreter sind mit Besen- oder Kammstrichdekor versehen. Der definierte Typ 2 entspricht weitgehend dem »Topf mit verdicktem, gerundeten Rand 2« aus dem Vicus von Saaz, der nach der Periodisierung des Vicus und Vergleichen aus datierbaren Fund- zusammenhängen zeitlich vorwiegend vom ausge- henden 2. Jahr hundert n. Chr. bis in severische Zeit einzuordnen ist324. Eine entsprechende Ausdeh- nung der definierten Mindestlaufzeit von Typ 2 liegt nahe. Weitere Parallelen stammen aus Grünau325 und Rannersdorf326. Aus einer mittelkaiserzeitlichen Brunnenverfüllung aus Grünau liegen zwei Töpfe vor, die formal jeweils sowohl Merkmale der gene- rierten Topftypen 1 und 2 aufweisen327. Es könnte sich sowohl um Koch- als auch um Vor- ratsgeschirr handeln. Topf Typ 3 (Kat. 124  –  130) Der Topf Typ 3 ist durch eine mitunter leicht ver- dickte, leicht nach außen geneigte Mündung gekennzeichnet. Eine Gliederung der Halszone durch horizontale Grate oder Rillen entsprechend 324 Sedlmayer 2006, 156 f. Abb. 101 (mit weiteren Nachweisen aus Flavia Solva-Wagna, Frauenberg, Gleisdorf, Kalsdorf, Katsch, Pichling, St. Martin an der Raab, Stallhofen). 325 Fürnholzer – Hinker (in Druck) (Topf mit verdicktem, gerunde- tem Rand, Grünau Kat. 5  –  6, 2. Jh. n. Chr.). 326 Schrettle – Tsironi 2007, 270. 302 Taf. 13, 19 (SE 97, 1.–2. Drittel 2. Jh. n. Chr.). 327 Fürnholzer – Hinker (in Druck) (Topf mit schräg nach außen gestelltem Rand und Innenverdickung, Grünau Kat. 2  –  3 und 13). den Töpfen vom Typ 1 fehlt. Besen- oder Kamm- strichdekor liegt auf Typvertretern aus dem Brand- schutt der Periode II/II+ der Insula XLI nicht vor. Dem Typ 3 können die Töpfe Kat. 124  –  130 zuge- ordnet werden. Es könnte sich sowohl um Koch- als auch um Vor- ratsgeschirr handeln. Bemerkenswert ist der im vorliegenden Fundmate- rial singuläre Nachweis des Fabrikats II.2 am Typ- vertreter Kat. 130. Die geäußerten Überlegungen zu einer weniger spezialisierten Produktion, viel- leicht primär für den Haushalt-Eigenbedarf (vgl. Kap. 11.1.2.2), werden vorerst durch Typvertreter, die nicht nur formal, sondern auch hinsichtlich des Fabrikats vergleichbar sind und aus dem ländlichen Milieu (Krusdorf328, Ratschendorf 329) stammen, bestätigt. Abgesehen vom vorliegenden Nachweis in Flavia Solva-Wagna ergibt sich mit einer Kera- mikscherbe aus dem Vicus von Gleisdorf330 bislang eine gewisse räumliche Streuung dieser ›Ware‹ in der Ost- bzw. Südoststeiermark. Topf Typ 4 (Kat. 131  –  134), Variante 4.1 (Kat. 135  –  136) Der Topf Typ 4 ist durch ein mitunter unterschnitte- nes, annähernd dreieckiges Mündungsprofil, z. T. mit Einsattelung und einen deutlichen Halseinzug, gekennzeichnet. Die Töpfe Kat. 131  –  136 sind dem Typ 4 zuzuord- nen. Ähnlichkeiten bestehen zu den Typen T 3.5 »Topf mit Dreiecksrand« und VT 13 aus den Vici von Gleisdorf331 und Kalsdorf332. Parallelen sind am Frauenberg333 und in Flavia Solva-Wagna334 sowie in Kleinklein335, vielleicht auch in Krusdorf336, nachgewiesen. Die Vergleichsbeispiele stammen vorwiegend aus wesentlich jünger datierten Fund- 328 Hinker 2008a, 313. 322. 339 Taf. 1, 7 (Magerung: Quarz, grob; Partikelgröße –0,5; reduzierend gebrannt, ohne Dreh- scheibe handgeformt). 329 Mirsch – Hinker 2009, 443 f. Abb. 48 (ohne Drehscheibe handgeformt, wenig sorgfältige Tonaufbereitung, niedrige Brenntemperatur). 330 Klammer u. a. 2000, 77 Fototaf. 9, 98. 331 Klammer u. a. 2000, 77. 82 Fototaf. 9, 12  –  13 (Taf. 41, 293). 66 (Taf. 112, 361). 95 (Taf. 40, 284). 332 Pammer-Hudeczek 2009, 364 f. Typentaf. 3 (mit Nachweisen aus Flavia Solva-Wagna, ohne Zitat); 360 f. Typentaf. 1 (mit Nachweisen aus Carnuntum, Flavia Solva-Wagna, Gleisdorf, Ovilavis-Wels und Zdele); 398. 461 Taf. 54, 36 (Grube 11, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.); 484 Taf. 77, 1; 406 (Grube 13, ab Mitte 4. Jh. n. Chr. [?]). 333 Steinklauber 2002, 86, Nr. 5 (GK.22. Var. 1); 99 Abb. 163; 237 f. 345 Taf. 61, 1 (F 228); 86, Nr. 7 (GK.22. Var. 3); 100 Abb. 165; 236 f. 343 Taf. 59, 3 (Grabbau 1-F 225/1-2). 334 Kainz 1989, 100 Taf. 1, 1. von oben. 2. von oben. Bauer – Groh 1994, 610 Nr. 20 (Insula XLI/XXXIII, unstratifiziert). Groh 1996, 192 Taf. 44, K173  –  K181 (Insula XLI, Grube G7, Bauperiode III+, nach 278  –  Mitte 4. Jh. n. Chr.). 335 Gutjahr – Roscher 2004, 478 f. 483 f. Taf. 1  –  2. 336 Hinker 2008a, 315. 323. 341 Taf. 3, 27 (formal lediglich be- dingt ähnlich).
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
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Title
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Author
Christoph Hinker
Publisher
Österreichisches Archäologisches Institut
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
344
Keywords
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
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