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Deckel Typ 4 (Kat. 184 – 187), Variante 4.1
(Kat. 188)
Deckel vom Typ 4 sind durch das einfache Randpro-
fil ohne konvexer Ausnehmung oder ausgeprägtem
Auflager gekennzeichnet. Die Deckel Kat. 184
– 187
sind dem Typ 4 zuzuweisen.
Der Deckel Kat. 188 wird als Variante 4.1, die durch
das verdickte Randprofil und den breiten Deckelgriff
gekennzeichnet ist, angesprochen. Vergleichbare
Exemplare stammen aus Flavia Solva-Wagna373,
Gleisdorf374, Köflach-Pichling375 und Savaria-
Szombathely376. Diese legen eine Ausdehnung der
definierten Mindestlaufzeit auf zumindest den Zeit-
raum des 2. Jahr hunderts n. Chr. nahe.
Sowohl die vorliegenden Typvertreter des Typs 4 als
auch die der Variante 4.1 zugeordnete Kat. 188 sind
Fabrikat II zuzuweisen.
Deckel Typ 5 (Kat. 189 –
191)
Die Randfragmente Kat. 189 – 191 wurden nach
einem vollständiger erhaltenen Deckel aus Flavia
Solva-Wagna377 als Deckelfragmente angespro-
chen und dem Typ 5 zugeordnet. Dieser ist durch
ein verdicktes Randprofil und Profilierungen gekenn-
zeichnet. Eine Verwechslung der vorliegenden Frag-
mente mit Schüsseln ist nicht auszuschließen.
Typvertreter sind sowohl den Fabrikaten I oder II als
auch I/II zuzurechnen.
Deckel Typ 6 (Kat. 192 –
193)
Der Deckel vom Typ 6 ist durch ein horizontales,
nach außen geneigtes Randprofil mit Einsattelung
an der Unterseite gekennzeichnet. Ein konkaver
Einzug an der Deckelaußenseite wird durch einen
akzentuierten Absatz abgeschlossen. Die Randfrag-
mente Kat. 192
– 193 sind dem Typ 6 zuzuordnen.
Typvertreter sind in Flavia Solva-Wagna378, Gleis-
dorf379 und Rannersdorf380 nachgewiesen. Ein
vollständiger Deckel konnte im Vergleichsmaterial
leider nicht identifiziert werden, weshalb eine Inter-
pretation der Fragmente als Schüsseln nicht mit
Sicherheit auszuschließen ist. Beide Typvertreter
aus Periode II/II+ der Insula XLI sind dem seltene-
ren Fabrikat I der groben Gefäßkeramik zuzurech-
nen.
373 Groh 1996, 193 Taf. 49, K220 (Insula XLI, Bauperiode III+,
nach 278 – Mitte 4. Jh. n. Chr.).
374 Artner 1994, 96 Taf. 51, 1 (Gleisdorf Nord, 2.–3. Jh. n. Chr.
[?]).
375 Fuchs 1994, 129. 137, Nr. 94 (dieser Typvertreter ist jedoch
wesentlich steiler rekonstruiert). Chornitzer 1995, 204. 217
Taf. 7, 2 (SE 25, ≈ 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.).
376 Bíró 2004, 81. 131 Taf. 22, 2.
377 Groh 1996, 193 Taf. 50, K 232 – 233 (Grube G7, Bauperiode
III+, nach 278 – Mitte 4. Jh. n. Chr.).
378 Bauer – Groh 1994, 611, Nr. 27 (Insula XLI/XXXIII, unstratifi-
ziert).
379 Jeschek 2000, Taf. 114, 15. 17. 20.
380 Schrettle – Tsironi 2007, 267. 291 Taf. 2, 16 (SE 7). Deckelformen ohne Typenbildung (Kat. 194 – 201)
Bei verschiedenen Deckelformen wurde wegen des
fragmentarischen Erhaltungszustandes und gerin-
gen Nachweises auf eine Typenbildung verzichtet.
Das Deckelrandfragment Kat. 194 weist ein einfach
verdicktes, leicht horizontal abgesetztes Randprofil
auf. Das Deckelprofil Kat. 195 ist lediglich durch eine
geringfügige Verjüngung des leicht kantigen Rand-
profils gekennzeichnet. Der Deckel Kat. 196 weist
ein verdicktes, kantig-abgerundetes Randprofil auf.
Der Deckel Kat.197 weist ein würfelförmiges Rand-
profil auf. Ein Vergleichsbeispiel stammt aus Flavia
Solva-Wagna381. Der Deckelgriff Kat. 198 weist eine
charakteristische mehrfache scharf unterschnit-
tene Profilierung auf. Die Deckelgriffe Kat. 199 und
Kat. 200 besitzen ein annähernd dreieckiges Griff-
profil. Das Wandfragment Kat. 201 dürfte nach der
Orientierung einem Deckel zuzurechnen sein. Bei
dem post cocturam angebrachten Graffito könnte
es sich um eine ›Stern-‹ oder einander überschnei-
dende ›X-Marken‹ handeln.
11.1.2.3 Feine Gefäßkeramik: Autochthone
Fabrikate und Importware
Aus der Periode II/II+ der Insula XLI liegen min-
destens 113 Gefäße aus feiner Gefäßkeramik
autochthoner Provenienz oder Importware vor
(Kat. 202 – 314). Darüber hinaus wurden weniger
signifikante Keramikscherben, die von einer lediglich
annähernd schätzbaren Zahl an Gefäßen aus feiner
Keramik stammen, summarisch im Katalogteil der
Publikation (vgl. Kap. 19.4) erfasst (Kat. 764 – 803).
Die sog. feine Gefäßkeramik ist durch einen gegen-
über der sog. groben Gefäßkeramik sorgfältiger
aufbereiteten (geschlämmten) Ton gekennzeichnet.
Als Bestandteile des Rohstoffes sind Glimmer und
vereinzelt weitere Partikel nachgewiesen. Ob es
sich bei dem Nachweis von Glimmer um Magerung
oder das natürliche Vorkommen dieses Bestandteils
im Rohstoff handelt, ist unklar. Vereinzelt nachweis-
bare rundliche eisenreiche Partikel roter bis dunkel-
brauner Färbung sind vielleicht ein Hinweis auf die
Beimengung keramischer Magerungsbestandteile,
d. h., bis zu einem gewissen Grad darf vielleicht
an eine Wiederverwertung von (Fein-)Keramikge-
fäßbruch im Rahmen der Töpferei gedacht wer-
den. An den Gefäßen Kat. 222, 234, 239, 243, 245,
252, 273 – 274 und 311 sind entsprechende Partikel
nachweisbar.
Am vorliegenden Fundmaterial feiner Gefäßkera-
mik festgestellte Fabrikate entsprechen sog. Pan-
nonischer Glanztonware (PGW)382 mit je nach
Brennatmosphäre dünnem roten oder schwarzen
Überzug (sog. Firnis) oder den nach Funden aus
381 Bauer – Groh 1994, 611, Nr. 29 (Insula XLI/XXXIII, unstratifi-
ziert).
382 Adler-Wölfl 2004, 9 – 11; Pavić 2004, 118 f.; Parrer 2008, 217.
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Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Title
- Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
- Author
- Christoph Hinker
- Publisher
- Österreichisches Archäologisches Institut
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-900305-70-3
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 7
- Einleitung 9
- 1 Lage 11
- 2 Historischer Kontext 15
- 3 Forschungsgeschichte 23
- 4 Forschungsmeinungen 27
- 5 Quellenkritik 31
- 6 Terminologie 35
- 7 Taphonomie 37
- 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
- 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
- 10 Definition von Aktivitätszonen 57
- 10.1 Exkurs: Grube G21 66
- 10.2 Exkurs: Grube G32 72
- 11 Fundauswertung 77
- 12 Chronologie 153
- 13 Technologie und Werkstätten 157
- 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
- 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
- 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
- 16.1 Holzarchitektur 180
- 16.2 Schadensfeuer 180
- 16.3 Pompeji-Prämisse 180
- 16.4 Militaria 181
- 16.5 Menschliche Skelettreste 182
- 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
- 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
- 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
- 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
- 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
- 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
- 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
- 18 Resümee 195
- 19 Katalog 199
- 20 Tafeln 263
- Tafeln 1 – 43 265
- Fototafeln 1–9 308
- Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
- 21 Anhang 321