Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Page - 102 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 102 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

Image of the Page - 102 -

Image of the Page - 102 - in Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva

Text of the Page - 102 -

102 Die aus Periode II/II+ der Insula XLI von Flavia Solva-Wagna vorliegenden Typvertreter sind dem reduzierend gebrannten Fabrikat F8 und dem vor- wiegend reduzierend gebranntem Fabrikat F8/7 zuzurechnen. Schalen bzw. Schüsseln ohne Typenbildung (Kat. 253  –  259) Bei verschiedenen Schalen- und Schüsselformen wurde wegen des fragmentarischen Erhaltungszu- standes und geringen Nachweises auf eine Typen- bildung verzichtet. Das Mündungsfragment Kat. 253 besitzt ein durch eine horizontale Rille leicht abgesetztes, horizontal nach außen gestelltes Mündungsprofil. Der Gefäß- körper weist einen horizontalen Grat auf. Das Mündungsfragment Kat. 254 könnte sowohl von einer Schale als auch von einem Faltenbecher stammen. Der Randbereich des Gefäßes weist ein leicht geschwungenes Profil auf. Der Gefäßkörper ist durch eine horizontale Rille gegliedert. Geringfü- gige Spuren von sog. Griesbewurf sind erhalten. Das Mündungsfragment einer Schale oder Schüs- sel Kat. 255 besitzt abgesehen vom deutlichen Wandumbruch kaum signifikante formale Merkmale. Ein besser erhaltenes Vergleichsstück liegt aus Grab 1/2006 des Gräberfeldes Marburgerstraße von Flavia Solva-Wagna vor440. Das Mündungsfragment Kat. 256 weist ein für das Stadtterritorium von Flavia Solva-Wagna untypi- sches Rollrädchenmuster auf. Die Keramikfragmente Kat. 257 dürfen vielleicht einer schüssel- oder kelchartigen Form zuzuwei- sen sein. Dass es sich um einen Deckel handelt, ist grundsätzlich nicht auszuschließen, wegen der geringen Auflagefläche bei korrekter Orientierung jedoch unwahrscheinlich. Die Schüssel Kat. 258 ist durch das leicht verdickte und schräg nach außen geneigte Mündungsprofil sowie mehrere horizontale plastische Leisten, die den Gefäßkörper gliedern, gekennzeichnet. Gewisse formale Ähnlichkeiten bestehen zu spätlatènezeit- lichen ›gerippten‹ Keramikpokalen, die beispiels- weise in Novo mesto nachgewiesen sind441. Die anpassenden Fragmente Kat. 259 weisen starke sekundäre Brandspuren auf. Die Signifikanz der Fragmente liegt primär im Nachweis taphonomi- scher Prozesse. Es ist nicht zu entscheiden, ob es sich um autochthone oder importierte Feinkeramik oder Terra Sigillata handelt. 440 Hinker 2007, 92. 100. 106 Taf. 2, 6 (Anfang 2. Jh. n. Chr.). 441 Knez 1992, 36 Taf. 19, 3 (Grab 56); 54 Taf. 50, 5; Taf. 90 (Grab 139). Knickwandschalen bzw. -schüsseln ohne Typenbil- dung (Kat. 260  –  262) Auch bei verschiedenen Knickwandschalen oder -schüsseln wurde wegen des fragmentarischen Erhaltungszustandes und geringen Nachweises auf eine Typenbildung verzichtet. Parallelen zu den Knickwandschalen oder -schüs- seln Kat. 260  –  261 aus sog. pannonischer Glanz- tonkeramik sind in Carnuntum442 und Vindobona- Wien443 nachgewiesen. Kat. 261 entspricht dem Typ S2 »hohe, kelchartige Schüsseln« aus Gleisdorf444. Das Wandfragment Kat. 262 ist durch den primär für die Form Schörg. 361 sowie Deckel der sog. gro- ben Gefäßkeramik typischen Rollrädchendekor und horizontale Rillen gekennzeichnet. Das festgestellte Fabrikat entspricht jedoch eher Fabrikat F8 der sog. feinen Gefäßkeramik, für das jedoch Nachweise von Typvertretern Schörg. 361 fehlen. Teller Typ 1 (Kat. 263  –  269), Variante 1.1 (Kat. 270), ohne Typbildung (Kat. 271  –  272) Teller vom Typ 1 sind durch den gerundeten, schräg nach außen bis nahezu vertikal orientierten Rand gekennzeichnet. Der Boden kann an der Innen- seite mehrere konzentrische Kreisrillen aufweisen. Der Boden ist gegen das Zentrum hin gewölbt, d. h., lediglich der äußerste Rand des Bodens bildet die Standfläche des Tellers. Die Teller Kat. 263  –  269 können dem Typ 1 zugeordnet werden. Eine ent- sprechende Zuordnung der Bodenfragmente Kat. 271  –  272 ist wahrscheinlich, aber nicht gesi- chert. Der Teller Typ 1 entspricht weitgehend dem Typ »Teller mit Steilrand 1.2.1« aus dem Vicus von Saaz445 sowie der Tellerform »PD3« aus Poetovio- Ptuj446. Der Teller Kat. 263 ist im Zentrum der Bodeninnen- seite mit einem Stempelabdruck in planta pedis versehen. Vergleichbare Stempelabdrücke auf for- mal ähnlichen Tellern sind in Poetovio-Ptuj nach- gewiesen: AVENIA und AVINIA447, CDICFF448, 442 Grünewald 1983, 27 Taf. 32, 3. 443 Pavić 2004, 122 Taf. 1, 1.I. 444 Artner 1994, 27  –  29 Abb. 13; 65 Taf. 1, 4 (Grab 1, Ende 1.– Anfang 2. Jh. n. Chr.); 66 Taf. 3, 2 (Grab 6, Ende 1.–2. Jh. n. Chr.); 66 f. Taf. 4, 8 (Grab 7a, Ende 1.–Anfang 2. Jh. n. Chr.). 445 Sedlmayer 2006, 147 f. Abb. 98 (Hauptvorkommen: Perio- de 4, 170/180  –  230 n. Chr.; Nachweise in Celeia-Celje, Co- latio-Stari trg, Flavia Solva-Wagna [Insula XLI, Grube G36, 150/160 n. Chr.], Gleisdorf, Kalsdorf [Grube 11, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.], St. Martin an der Raab, Stallhofen). 446 Istenič 1999, 117 Abb. 102; 119 (spätflavisch–1. Hälfte 2. Jh. n. Chr.). 447 Korošec 1980, 21 f. Taf. 2, 2 (1. Jh. n. Chr., nach Stempelform und Fundvergesellschaftung). Zu planta pedis-Stempelab- drücken auf Pannonischer Glanztonware in Nordwestpanno- nien: Adler-Wölfl 2004, 96 f. 105. 448 Istenič 2000, 217 Taf. 144, 8 (Grab 647, t.p.q.: Traian).
back to the  book Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva"
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
FWF-E-Book-Library
Title
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva
Author
Christoph Hinker
Publisher
Österreichisches Archäologisches Institut
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-ND 3.0
ISBN
978-3-900305-70-3
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
344
Keywords
Flavia Solva, materielle Kultur, Artefakt (Archäologie), Brom, Glimmergruppe, Insula, Magerung, Thüringische Drehscheibenkeramik
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 7
  2. Einleitung 9
  3. 1 Lage 11
  4. 2 Historischer Kontext 15
    1. 2.1 Die Markomannenkriege und der germanische Einfall in Italien 16
    2. 2.2 Die antoninische Pest 21
  5. 3 Forschungsgeschichte 23
  6. 4 Forschungsmeinungen 27
  7. 5 Quellenkritik 31
  8. 6 Terminologie 35
  9. 7 Taphonomie 37
    1. 7.1 Befunde 38
    2. 7.2 Funde 43
    3. 7.3 Resümee 45
    4. 7.4 Exkurs: ›Pompeji-Prämisse‹ in Flavia Solva? 45
  10. 8 Exkurs: Korrespondierende Befunde im Munizipium Flavia Solva? 49
  11. 9 Die Architektur der Insula XLI (Haus I–VI) 51
  12. 10 Definition von Aktivitätszonen 57
  13. 10.1 Exkurs: Grube G21 66
  14. 10.2 Exkurs: Grube G32 72
  15. 11 Fundauswertung 77
    1. 11.1 Anorganisches Fundmaterial 78
      1. 11.1.1 Glas 78
      2. 11.1.2 Keramik 79
      3. 11.1.3 Metall 120
      4. 11.1.4 Schlacke 130
      5. 11.1.5 Stein 130
    2. 11.2 Organisches Fundmaterial 130
      1. 11.2.1 Archäozoologische Beurteilung der Tierreste 130
      2. 11.2.2 Bein- und Hornartefakte 142
      3. 11.2.3 Archäobotanik 148
  16. 12 Chronologie 153
  17. 13 Technologie und Werkstätten 157
    1. 13.1 Bein- und Hornverarbeitung 159
      1. 13.1.1 Rohstoffe 159
      2. 13.1.2 Produktionskette 160
    2. 13.2 Buntmetallverarbeitung 165
    3. 13.3 Textilproduktion 166
  18. 14 Der Brandhorizont der Insula XLI im urbanen kultur-geschichtlichen Kontext von Flavia Solva 167
  19. 15 Brandzerstörungen aus der Zeit der Markomannenkriege in Noricum, Pannonien und Rätien 171
  20. 16 Diskussion: Ergebnisse und ihr Verhältnis zum historischen Kontext 179
    1. 16.1 Holzarchitektur 180
    2. 16.2 Schadensfeuer 180
    3. 16.3 Pompeji-Prämisse 180
    4. 16.4 Militaria 181
    5. 16.5 Menschliche Skelettreste 182
    6. 16.6 Übrige Funde, speziell Metallfunde 183
    7. 16.7 Bebauungsmuster der Insula XLI nach Periode II/II+ 184
    8. 16.8 Forschungsstand zu Flavia Solva 186
    9. 16.9 Die südostnorische Siedlungslandschaft und das Szenario eines Germaneneinfalls 186
    10. 16.10 Tradierung von Forschungsmeinungen versus kritischer Prüfung 187
    11. 16.11 Fragenkatalog und Synthese 187
  21. 17 Ausblick: Zur Frage der Historizität in der Provinzial- römischen Archäologie 189
  22. 18 Resümee 195
    1. 18.1 Resümee 196
    2. 18.2 Summary 196
  23. 19 Katalog 199
    1. 19.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 1 – 506) 201
      1. 19.1.1 Glas (Kat. 1 – 3) 201
      2. 19.1.2 Keramik (Kat. 4 – 432) 201
      3. 19.1.3 Metall (Kat. 433 – 499) 238
      4. 19.1.4 Schlacke (Kat. 500 – 504) 243
      5. 19.1.5 Stein (Kat. 505 – 506) 243
    2. 19.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 507 – 622) 243
      1. 19.2.1 Bein- und Hornartefakte (Kat. 507 – 623) 243
    3. 19.3 Signifikante Fundstücke ohne Abbildung 252
      1. 19.3.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 624 – 664) 252
      2. 19.3.2 Organisches Fundmaterial (Kat. 665 – 679) 254
    4. 19.4 Fundstücke von geringerer Signifikanz (ohne Abbildung) 255
      1. 19.4.1 Anorganisches Fundmaterial (Kat. 680 – 822) 255
  24. 20 Tafeln 263
  25. Tafeln 1 – 43 265
  26. Fototafeln 1–9 308
  27. Typentafel mit Tabellen 20 und 21 317
  28. 21 Anhang 321
    1. 21.1 Abkürzungen 322
    2. 21.2 Abgekürzte Typenansprache und Zitierwerke 322
    3. 21.3 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 323
    4. 21.4 Abbildungsnachweise 341
    5. 21.5 Anschriften der Verfasser 341
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ein Brandhorizont aus der Zeit der Markomannenkriege im südostnorischen Munizipium Flavia Solva