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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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LOTHAR HÖBELT16 sprochener „Parteimann“ gelten. Allenfalls Hohenwart wurde im Laufe der Zeit dazu, allerdings erst Jahre nach seinem Ministerium; sie alle hatten als Statthalter auch schon dem liberal-zentralistischen Ministerium Schmerling gedient. Ihre Ministerien galten als „Ausgleichs-“ oder „Kaiserministerien“, die über den Parteien stehen sollten. Erst die Opposition der Liberalen trieb sie den Konservativen in die Arme. Sie alle brachten Verständnis für die Anliegen der Konservativen auf, das jedoch von voller Identifikation weit entfernt war. Nicht zufällig kritisierte Egbert in seinen Tagebüchern rück- blickend „die Taubensanftmut und Energielosigkeit des Regiments meines Bruders“2. Egbert Belcredi hingegen war ein konservativer Parteimann, der bewusst und selbstbewusst auf den Zinnen der Partei stand, die Parteibildung zur „Lebensfrage der Zeit“ erklärte, ja den Mangel an Parteien geradezu für ei- nen „Beweis politischer Unreife“ hielt.3 Das war ein ungewöhnliches Phäno- men in einer Zeit, die Parteien gern mit „faktiöser Opposition“ und unpatri- otischen Spaltungstendenzen gleichsetzte, wie das gerade für Konservative im weiteren Sinn des Wortes galt, die Angst vor revolutionären Umtrieben hatten und, wie Egbert einmal schrieb, deshalb nach 1848 von einem „Fa- natismus der Ruhe“ erfüllt waren.4 Konservativ in diesem un- oder vorpoli- tischen Sinn des Wortes war freilich auch das Gros der bürgerlichen Libera- len, die Taaffe mit seinem Talent für einprägsame Formeln einmal spöttisch so charakterisierte: Die Hälfte von ihnen seien Aktionäre, die Hälfte Reak- tionäre. Unter Konservativen im engeren Sinn verstand man im alten Österreich zunächst die föderalistische, staatsrechtliche Opposition, die bald in den Nationalparteien, z. B. der Tschechen oder Slowenen, aufging oder doch ein enges Bündnis mit ihnen einging; dann aber im Zuge des Kulturkampfes in erster Linie die „Klerikalen“, sprich: die katholischen Volksparteien, die in den meisten Alpenländern zweifellos eine „schweigende Mehrheit“ hinter sich wussten, „schweigend“ deshalb, weil sie im Rahmen des Kurienwahl- rechts nicht so recht zur Geltung kam. Mit beiden Erscheinungsformen des altösterreichischen Konservativismus hat Egbert Belcredi im Laufe seiner politischen Laufbahn immer wieder kooperiert. Seine Heimat Mähren war zudem ein Land, wo beide Strömungen in ei- nem viel größeren Ausmaß übereinstimmten als in dem – auf deutscher wie auf tschechischer Seite – freisinnig geprägten, industriellen Böhmen. Ein Anliegen, das katholische Beweggründe mit nationalen zu verbinden suchte, 2 Tagebuch (weiterhin nur Tb.) 8.6.1867. 3 Tb. 15.7.1850, 5.9.1851. 4 Tb. 24.1.1852. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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