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Geschichte
Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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LOTHAR HÖBELT36 eine Nischenexistenz. Resigniert kommentierte Belcredi: „Das Blatt ist zu gut und das Publikum zu dumm.“114 Als Belcredi über sein persönliches Vermächtnis meditierte, entschlüpfte ihm einmal die Bemerkung, er müsse dankbar dafür sein, keine Kinder ge- habt zu haben, weil die Sorge um ihr Wohlergehen ihn von vielen Unterneh- mungen abgehalten hätte.115 Lösch und Ingrowitz erbte sein Neffe Ludwig (1856–1914), der – wie oft in solchen Fällen – unmöglich die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen vermochte: Der Sohn eines österreichischen Minis- terpräsidenten und Schwiegersohn des deutschen Zentrumsführers Georg Franckenstein trat pflichtgetreu ins politische Leben ein, entwickelte sich aber zu nicht mehr als einem „Dutzendabgeordneten“, „unselbständig und schwankend“.116 Mehr Glück hatte Belcredi mit dem Neffen seiner Frau, dem Grafen Johann Ledebur (1842–1903), der 1895 als Ackerbauminister ins Ka- binett Badeni eintrat, vor allem aber mit seinem Ziehsohn Graf Ernst Sil- va-Tarouca (1860–1936), der in der konservativen Politik eine Rolle spielte, die in vielem der Belcredis glich. 1917/18 leitete Silva-Tarouca ebenfalls das Ackerbauministerium – und wurde im Oktober 1918 einen Nachmittag lang von Kaiser Karl sogar zum Ministerpräsidenten designiert.117 Ledebur und Silva – beide begütert im deutschen Nordböhmen, in der Ge- gend von Aussig – übernahmen in den letzten Jahren Belcredis, nach Leo Thuns Tod, auch die Rolle von Verbindungsmännern zum böhmischen Adel, mit einer Rollenverteilung, die ohne Absprachen und Konflikte offensichtlich ihrem Temperament entgegenkam. Ledebur schloss sich dem Teil des kon- servativen Adels an, der sich unter Windisch-Graetz von den Jungtschechen distanzierte und einen gouvernmentalen Kurs befürwortete;118 Silva knüpfte an Belcredis Aktivitäten in den Achtzigerjahren an und profilierte sich als katholischer Sozialpolitiker, mit deutlichen oppositionellen Spitzen.119 In Mähren fand Belcredi mit Graf Otto Serényi (1855–1927), dem Sohn seines früh verstorbenen Kollegen Gabor Serényi, einen talentierten Nachfolger an der Spitze der Konservativen, der seit dem Mährischen Ausgleich 1906 Gottfried pfaffenBerger, Die ‚Reichspost’ und die christlichsoziale Bewegung. Die Kampf- zeit bis zur Jahrhundertwende mit besonderer Berücksichtigung der Gründungsepoche, phil. Diss. Wien 1948. 114 Tb. 3.1.1894. 115 Tb. 19.10.1892, auch schon 17.8.1892. 116 Tb. 14.2.1891, 26.11.1892. 117 Vgl. den Brief Silva-Taroucas an seine Frau vom 14.10.1918, für dessen Überlassung ich Ernst v. Rutkowski herzlich danke. 118 Anfangs reagierte Belcredi darauf übrigens noch mit Unverständnis; vgl. Tb. 18.4.1892. 119 So reaktivierte Silva-Tarouca auch den zwischenzeitlich nach Amerika emigrierten Rudolf Meyer; vgl. Tb. 1.2.1893. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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