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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1852106 finanziellen Ersparnis bei dem neuen Verwaltungsorganismus könne daher gar keine Rede sein. Gegen Wolkenstein, der mich aufforderte, das mir zur Abwendung die- ser drohenden Gefahr Angemessenste auszusprechen, äußerte ich beiläufig folgende Idee: Durch die beratende Stellung bei der Kreisbehörde87 müsse man dahin trachten, die unterste Behörde,88 weil im unmittelbarsten Ver- kehr mit dem Volke, jedenfalls die wichtigste, zu beherrschen, endlich als quasi Kreisstände die Kreisbehörde selbst zu konstituieren, oder, wenn dies nicht gehen sollte, doch zu einem wesenlosen Schatten zu machen. Durch die selbständige Stellung der Schlossgemeinde,89 an welche sich doch die Dorf- gemeinde anlehnen werde, dieselbe unterste Behörde zwischen zwei Feuer zu bringen. Wäre es ferner möglich, das adelige Richteramt den ehemaligen Grundobrigkeiten wieder übertragen zu lassen, so könnten diese untern Be- hörden oder Bezirksamtsleute immerhin die Odiosa des übrigen öffentlichen Dienstes behalten, er würde sie hinreichend beschäftigen und einer gefährli- chen Ausbreitung ihres Einflusses am geeignetsten Schranken setzen. So wenig es sonst in meiner Art liegt, halte ich doch für jetzt die Politik des Abwartens für die weiseste. L[ouis] Napoléons90 Diktatur in Frankreich, welche die Staatsmänner von Profession auf dem ganzen Kontinent mit Aus- nahme des klugen Englands in ihrem Fanatismus der Ruhe so eifrig herstel- len halfen, wird den Kurzsichtigen, die nun den Frieden gesichert wähnen, ein unsanftes Erwachen bereiten. Frankreich, das von Parteien zerrissene, von den Deklamationen der So- zialisten und Roten geängstigte, durch den Streit zwischen Präsident und 87 Nach Punkt 35 der „Grundsätze“ (RGBl. 4/1852, Beilage) sollten bei den Kreisbehörden und Statthaltereien „berathende Ausschüsse aus dem besitzenden Erbadel, dem großen und kleinen Grundbesitze und der Industrie mit gehöriger Bezeichnung der Objecte und des Umfanges ihrer Wirksamkeit an die Seite gestellt /werden/. Insofern noch andere Fac- toren zur Beiziehung in die Ausschüsse sich wünschenswerth darstellen, ist nach Umstän- den darauf Rücksicht zu nehmen.“ Es wurde verspro chen, dass besondere Anordnungen die näheren Bestimmungen dazu enthalten würden, zu denen es jedoch nicht kam. 88 Mit der „untersten Behörde“ waren die „Bezirksämter“ gemeint, bei denen nach Punkt 36 der „Grundsätze“ (RGBl. 4/1852, Beilage) von Zeit zu Zeit Gemeindevorsteher und GGB, die außerhalb des Gemeindeverbandes standen, zur Beratung ihrer Angelegenheiten ver- sammelt werden sollten. Auch diese Anord nung kam nicht zur Durchführung. 89 Punkt 9 der „Grundsätze“ (RGBl. 4/1852, Beilage) sah vor, dass der GGB aus dem Verband der Ortsgemeinden ausscheiden und „unmittelbar den Bezirksämtern untergeord net wer- den“ konnte. 90 Charles Louis Napoléon Bonaparte (1808–1873), der spätere Napoléon III., führte am 2. Dezember 1851, kurz vor Ende seiner Präsidentschaft in Frankreich, einen Staatsstreich durch und übernahm zunächst, bevor er sich ein Jahr später nach einem Plebiszit zum Kai- ser der Franzosen ausrufen ließ, für 10 Jahre das Amt des Präsidenten mit diktatorischen Vollmachten. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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