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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1852114 selbständig einen bestimmten Kurs zu steuern, und in der Wahl seiner Rat- geber wechselnd und nicht glücklich. Nach oben scheint er in diesem Augenblick nicht gut zu stehen, deshalb sucht er Unterstützung. 11. April 1852 Vor einigen Tagen brachten die Zeitungen die Nachricht vom Tode des Mi- nisterpräsidenten Fürst Felix Schwarzenberg.108 Außer bei den Beamten, welche seinen Alter Ego Bach jetzt gewaltig schwanken sehen, bedauert ihn trotz offiziellem Zeitungslamento wahr- scheinlich niemand. Der Adel verliert an ihm einen heftigen Gegner109 und hofft von der wahrscheinlichen Ministerpräsidentenschaft Kübecks, eines Mannes von aufgeklärt konservativer Gesinnung, verdiente Beachtung.110 Schwarzenbergs gänzliche Unkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse und der Umstand, dass er Bach nach Gutdünken schalten ließ, die in ein System gebrachte Nichtbeachtung der natürlichen konservativen Stützen des Staa- tes im Volke und die über alles Maß getriebene Pflege der Bürokratie sowie die blindwütige Demokratenverfolgung, welche dieser [Bewegung] mehr ge- nützt als geschadet hat, lässt mich seinen Tod als ein glückliches Ereignis für Österreich betrachten! Nach einiger Zeit wird wohl auch sein Freund Bach entlassen werden. 108 Felix Prinz zu Schwarzenberg (1800–1852) starb am 5. April. 109 Schwarzenberg hatte keine gute Meinung über die Arbeitskraft des Adels, war derselben Meinung wie Innenminister Stadion, dass es notwendig sei, den Haupteinfluss im Staate den Bürgern sowie Personen aus Geschäfts- und Industriekreisen zu gewähren. 110 Karl Friedrich Freiherr Kübeck von Kübau (1780–1855) stammte aus einfachen Verhält- nissen, war Sohn eines Schneiders aus Iglau, 1816 geadelt, 1825 in den Freiherrnstand erhoben. 1840 wurde er Präsident der Hofkammer. 1848 zog er sich ins Privatleben zu- rück. Ab Herbst 1850 war er Präsident des Reichsrats. Nach dem Tod Schwarzenbergs, als sich Kübeck scharf gegen Bach als Nachfolger Schwarzenbergs als Ministerpräsi dent aussprach, bot Franz Joseph dieses Amt Kübeck an. Kübeck lehnte mit der Begründung ab, dass diese Stellung mit der Funktion des Präsidenten des Reichsrats unverein bar sei. Vgl. friedJung, Österreich 2/1, 171f; 1, 450f. Der Adel irrte jedoch in der Annahme, dass Kü- beck ihm die Stellung gegeben hätte, auf die er Anspruch erhob. Kübeck wollte die Leitung im Staate der Bürokra tie anvertrauen, da er über die Fähigkeiten des Adels eine genau so geringe Meinung hatte wie Schwarzenberg. Über das, was Kübeck dem Adel in den geän- derten Zeiten empfahl, zeugt sein Eintrag: „Die Herrschaft der Kasten – ob gut, ob schlecht – hat ihr Ende erreicht. Will der Adel retten, was noch zu retten ist, so verwende er sich, wie einst in den Waffen, heute in Aneignung von Kenntnissen und erwerbe sich, was ihm durch seine Mittel und seine Stellung leicht ist, das Licht der Tugend und des Wissens und er wird im edleren Sinne gewinnen, was er an Privilegien und materiellen Gütern verloren hat.“ Friedrich Walter, Aus dem Nachlass des Frei herrn Carl Friedrich Kübeck von Kübau. Graz – Köln 1960, 90 (15. März 1852). Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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