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Finanzministers für unmöglich hielte. Man habe ihm durch die unsinnigen
Einrichtungen in der Rechtspflege und Verwaltung den Boden entzogen, auf
welchem allein ersprießliches Wirken ausführbar sei. Er müsse Premiermi-
nister werden und überall entscheidend einwirken können oder befürchten,
seinen bisherigen Ruf zu verlieren und alle Hoffnungen zu täuschen!
Wien, 7. Juli 1855
Bruck sagte ich heute, er müsse Premierminister sein und Bach und
Krauß224 zum Teufel jagen, oder sich gefasst machen, Ehr und Reputation zu
verlieren. Ich sagte dies bereits, als ich ihn im Juni besuchte, das Wiederho-
len schadet nicht. Ich fand ihn aber schon gealtert und matter aussehend als
vor 4 Wochen. Die Fähigen arbeiten sich tot, nur die Schurken machen sich’s
leicht und prosperieren. –
Ingrowitz, 10. August 1855
Lažanský, der ein charakterloser Dummkopf ist …
Der Statthalter z. B. kennt Mähren gewiss weniger als ich die Lombardei.
Zudem besitzt er nicht eine Handbreit Land. All seine Kenntnis beruht auf
Berichten unfähiger, nachlässiger und böswilliger Beamten. – Bereist hat er
das Land nie. Bei Jagden oder Besuchen hier oder dort auf dem Lande gelebt
gleichfalls nie.
Ingrowitz, 14. August 1855
Der [Honrichs] – spricht aber nur immer viel und konfus, tut aber nichts.
Ingrowitz, 24. August 1855
Wenn der Adel noch einmal zu Ansehen gelangen, die ihm gebührende Stel-
lung erlangen will, so muss er all die trügerischen Hoffnungen, dies jemals
durch Fürsten- oder Hofgunst oder durch die Gnade der Regierung erlangen
zu wollen, ein für allemal aufgeben, und sich einzig allein auf Gott und die
eigene Kraft und Einsicht verlassen.
Er muss das Hof- und Städteleben verlassen, wo er den einen als Deko-
ration, den andern als Zielscheibe des Hasses hingestellt ist, ohne jeglichen
reellen Nutzen für sich, und sich zum Ursprung, zur Quelle seines Lebens
zurückwenden.
224 Karl Freiherr von Krauß (1789–1881), Präsident des Landesgerichts in Lemberg, 1846
Vizepräsi dent der Obersten Justizstelle in Wien, vom Jänner 1851 bis 1857 JM. Danach
war er Präsident des Obersten Ge richts- und Kassationshofes, MöHH ab 1861. Es kann
sich hier nicht um seinen Bruder Philipp handeln, der von seinem Amt als Finanzminister
bereits im Dezember 1851 zurücktrat.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115