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keit, werktätiger Milde, würdigen Lebensgenusses, die Edelsitze wahre
Brennpunkte der Zivilisation sein können.
Woraus sind denn die Macht und das Ansehen des Adels früherer Zeit
anders hervorgegangen als aus einer weisen Benützung dieser überreichen
Elemente der Macht!
Hiezu kommt noch der wichtige Einfluss des Adels auf die Geistlichkeit
durch den Besitz und die Ausübung des Patronatsrechts. Wer die Wichtig-
keit des hier gebotenen Einflusses nicht begreift, der blicke auf den Staat.
Warum lassen sich denn die Regenten selbst im Widerspruch mit den kano-
nischen Satzungen und den klarsten Rechten der Kirche die Präsentation,
Bestätigung, ja selbst Ernennung der Bischöfe nicht nehmen?
Man müsste, wär es nicht zu traurig, oft lachen über die Beschränktheit,
die in dem oft gehörten Ausspruch sich kundgibt: „Wenn ich den Pfarrer
nicht absetzen kann, mag ich ihn auch nicht präsentieren.“ Also weil Kinder
bei leichtsinnigen, törichten Eltern oft missraten, wollten alle Eltern lieber
gar keine Kinder haben? –
Sonst ging die Losung zu allen wichtigern Handlungen, die allgemeine
Richtung, die Art der Auffassung aller Vorkommenheiten vom Herrn aus,
weil er mit und unter den Bewohnern seines Territoriums wohnte und –
lebte. Man handelte aus Gewohnheit, Neigung oder Furcht nach seinem Wil-
len, sein Einfluss herrschte überall. Man hatte zu gewinnen, wenn man sich
gut mit ihm stand, zu verlieren, wenn das Gegenteil eintrat. Alle Interessen
wirkten dahin zusammen, das Erstere zu wünschen.
Die Bedingungen jener, nun erblichenen Macht sind noch im Wesentli-
chen vorhanden, nur fehlt die Einsicht und Kraft, sie nutzbar zu machen.
In Eitelkeit, elenden Zerstreuungen und feigen Klagen verstreichen unsre
Tage, und der uns gegebene herrliche Acker, der noch dieselben reichen Ern-
ten bringen könnte, liegt brach.
„Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brod essen“, sprach der All-
mächtige zum Vater des Menschengeschlechts, und der ernsten angestreng-
ten Arbeit hat noch nie der Segen gefehlt!
Wenn sich diese Einsicht, der Ernst und die Tatkraft finden sollten, der
Adel seine alte Grundlage klar erkennen, hierauf zurückgehen und sie neu
befestigen wollte, würden und müssten die Tage der Macht und des Glanzes
zurückkehren.
Der Wiedererlangung derselben in den nächsten Kreisen, den einzelnen
Besitzungen würde ein Gleiches in den weitern und höhern Kreisen notwen-
dig folgen müssen. Der naturgesetzliche Druck in jener Richtung, das Ge-
wicht der vollendeten Tatsache würde sich ohne zweifelhaften Kampf die
Anerkennung erzwingen. Der Stamm wächst von der Wurzel und kein Haus
wird – von oben – gebaut!
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115