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Tag mit Durchsicht von Rechnungen, Berichten, Projekten im Zimmer, mit
Nachsicht bei den Feldarbeiten, in den Stallungen und Böden, bei der Dün-
gerbereitung im Freien etc. zu. Ihnen fehlt es also, bringt man die nötige Er-
holung billig in Abschlag, absolut an der Zeit sowohl zu Studien als [auch zu]
praktischer Tätigkeit auf jedem andern Felde! Es fehlt ihnen aber zu einer
polit[ischen] Wirksamkeit, z. B. wie die engl[ischen] Friedensrichter, auch
an der in erster Linie notwendigen Unbefangenheit. Sie werden alles nur
aus dem Gesichtspunkt des landw[irtschaftlichen] Vor- und Nachteils sehen
und beurteilen und, was die Hauptsache ist, in zahllosen Konflikten als Ar-
beitgeber dem Arbeiter gegenüberstehen. Sie werden demnach immer Partei
sein oder zu sein scheinen, was in der Praxis ziemlich auf eins hinausläuft,
und aus diesen Hauptgründen untüchtig, den höheren Bestimmungen ihres
Standes zu entsprechen.
Zudem wird der Nichtadelige neunmal in 10 Fällen ein besser[er] Verwal-
ter eines Landguts sein als der Adelige. Angeborne Neigung zum Erwerb,
Erziehung und Sitte befähigen ihn im höhern Grade dazu. Der Adelige wird
in dem Wettstreit zuverlässig unterliegen, und ich bin der Ansicht, dass dies
nichts weniger als eine Schande für ihn ist. Er soll aber nichts anfangen,
worin er voraussichtlich ruhmlos den Kürzern zieht. –
Von den Untätigen, die ganz Unwürdigen natürlich ausgeschlossen, ist
wenig zu sagen. Sie lassen ihr Vermögen zugrunde gehen, leben in den Tag
hinein, sind fruges consumere nati. Wenn man von der Notwendigkeit der
Verpachtung adeligen Besitztums spricht, so findet man in dieser Klasse die
meisten, eifrigsten, wenn auch wertlosesten Anhänger. Die Erklärung liegt
nahe. Sie wissen sehr wohl, dass ihre Güter schlecht verwaltet werden und
ihre Beamten sie bestehlen. Deshalb und weil sie hoffen, durch die Verpach-
tung aller Sorge, allen Verdrusses und der wenigen Mühe vollkommen los zu
werden, sind sie dafür. Sie werden aber der Mehrzahl nach in dieser Lage so
wenig taugen als in der früheren.
Mehr und alles ist aber von den andern zu erwarten und die schwierige
und langsame Bekehrung wird nur so umso gründlicher und dauernder sein.
Ich glaube, dass derjenige, der einmal begreift, dass er nicht bloß zum
materiellsten Genuss da sei, den die unmittelbare Sorge um sein Vermögen
nicht ausschließend gefangen hält, bald zu richtigern Ansichten über seine
Stellung und Pflichten gelangen werde.
Ich habe mich überzeugt, dass das Pflichtgefühl ein weit stärkerer Sporn
zur Tätigkeit für edlere Naturen ist als das eigene Interesse. Ich selbst war
ein weit besserer Offizier als ich ein Verwalter meines Vermögens bin. In
ersterer Eigenschaft trieb mich das Pflicht- und Ehrgefühl, oft mit Aufopfe-
rung selbst solche Dienste zu verrichten, deren Nutzen mir selbst von sehr
untergeordneter Bedeutung erschien. Das eigene Interesse und der Trieb
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115