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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1857186 Tag mit Durchsicht von Rechnungen, Berichten, Projekten im Zimmer, mit Nachsicht bei den Feldarbeiten, in den Stallungen und Böden, bei der Dün- gerbereitung im Freien etc. zu. Ihnen fehlt es also, bringt man die nötige Er- holung billig in Abschlag, absolut an der Zeit sowohl zu Studien als [auch zu] praktischer Tätigkeit auf jedem andern Felde! Es fehlt ihnen aber zu einer polit[ischen] Wirksamkeit, z. B. wie die engl[ischen] Friedensrichter, auch an der in erster Linie notwendigen Unbefangenheit. Sie werden alles nur aus dem Gesichtspunkt des landw[irtschaftlichen] Vor- und Nachteils sehen und beurteilen und, was die Hauptsache ist, in zahllosen Konflikten als Ar- beitgeber dem Arbeiter gegenüberstehen. Sie werden demnach immer Partei sein oder zu sein scheinen, was in der Praxis ziemlich auf eins hinausläuft, und aus diesen Hauptgründen untüchtig, den höheren Bestimmungen ihres Standes zu entsprechen. Zudem wird der Nichtadelige neunmal in 10 Fällen ein besser[er] Verwal- ter eines Landguts sein als der Adelige. Angeborne Neigung zum Erwerb, Erziehung und Sitte befähigen ihn im höhern Grade dazu. Der Adelige wird in dem Wettstreit zuverlässig unterliegen, und ich bin der Ansicht, dass dies nichts weniger als eine Schande für ihn ist. Er soll aber nichts anfangen, worin er voraussichtlich ruhmlos den Kürzern zieht. – Von den Untätigen, die ganz Unwürdigen natürlich ausgeschlossen, ist wenig zu sagen. Sie lassen ihr Vermögen zugrunde gehen, leben in den Tag hinein, sind fruges consumere nati. Wenn man von der Notwendigkeit der Verpachtung adeligen Besitztums spricht, so findet man in dieser Klasse die meisten, eifrigsten, wenn auch wertlosesten Anhänger. Die Erklärung liegt nahe. Sie wissen sehr wohl, dass ihre Güter schlecht verwaltet werden und ihre Beamten sie bestehlen. Deshalb und weil sie hoffen, durch die Verpach- tung aller Sorge, allen Verdrusses und der wenigen Mühe vollkommen los zu werden, sind sie dafür. Sie werden aber der Mehrzahl nach in dieser Lage so wenig taugen als in der früheren. Mehr und alles ist aber von den andern zu erwarten und die schwierige und langsame Bekehrung wird nur so umso gründlicher und dauernder sein. Ich glaube, dass derjenige, der einmal begreift, dass er nicht bloß zum materiellsten Genuss da sei, den die unmittelbare Sorge um sein Vermögen nicht ausschließend gefangen hält, bald zu richtigern Ansichten über seine Stellung und Pflichten gelangen werde. Ich habe mich überzeugt, dass das Pflichtgefühl ein weit stärkerer Sporn zur Tätigkeit für edlere Naturen ist als das eigene Interesse. Ich selbst war ein weit besserer Offizier als ich ein Verwalter meines Vermögens bin. In ersterer Eigenschaft trieb mich das Pflicht- und Ehrgefühl, oft mit Aufopfe- rung selbst solche Dienste zu verrichten, deren Nutzen mir selbst von sehr untergeordneter Bedeutung erschien. Das eigene Interesse und der Trieb Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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