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Diese kann nur darin gefunden werden, dass der König den Landeshaupt-
mann, der dann zugleich Regierungschef ist, ganz frei, und zwar wohl aus
den im Lande Angesessenen, nicht aber etwa aus den 30 zum Landtag Ge-
wählten,538 ernennt. Ebenso ernenne er Landesoffiziere – die Präsidenten
der Gerichte – welche eo ipso Beisitzer des Landesausschusses wären. Des-
gleichen müsste er die Vorstände der Bezirke ernennen. Damit wäre der ei-
ner jeden Autonomie gegenüber absolut notwendige Einfluss des Monarchen
in der Hauptsache genügend gewahrt.
Siegt die Regierung in diesem Kampfe, den ich für einen Unvermeidlichen
halte, dann gelangt die Bürokratie zur vollständigsten schrankenlosesten
Herrschaft über König und Volk.
Lösch, 9. November 1864
Am 8. zuhause gewesen. Ans „Vaterland“ geschrieben. Eine größere Arbeit
über die Wirkung des neuen Gemeindegesetzes etc. angefangen. Mir er-
scheint dieselbe höchst verderblich. Die Besitzlosen herrschen infolge des-
selben in der Gemeinde.
Vom Archivar Brandl den „Sněm držaný léta 1612“539 und ein Schreiben
erhalten.
Heute 9. in Brünn in meinem Büro gearbeitet, dann der Sitzung des Zen-
tralausschusses der Ackerbaugesellschaft beigewohnt und um 2 Uhr zu Ti-
sche herausgefahren.
Der Museumskustosadjunkt M[oritz] Trapp sagte mir, dass der Bildhau-
er-Lehrling Anton Mašik aus Ingrowitz durch sein Talent und seinen Fleiß
die Verwunderung seines Meisters errege.
Nachmittag im hiesigen Kloster gewesen. Klagen über den lässigen Schul-
besuch der Kinder vernommen. Werde den Pfarrer und Gemeindevorsteher
angehen, die [E]ltern öfter zu vernehmen und die Schulaufseher zu größerer
Tätigkeit zu ermuntern.
Am vorigen Sonntag den Leuten aus dem Marienthal, welche einen Glo-
ckenstuhl errichten wollen, da dort nie eine Glocke zum Gebet mahnt, gera-
ten, mit dem gesammelten Gelde vorerst die Glocke zu kaufen. Ist diese erst
da, dann wird sich das Weitere, Errichtung eines Türmchens, einer Kapelle
oder, wenn es für den Anfang nicht anders geht, eines hölzernen Glocken-
stuhls, schon finden.
538 Belcredi dachte dabei von vornherein offenbar nur an die Abgeordneten des GGB.
539 Vgl. Fn. 463.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115