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LÖSCH, 2. JÄNNER 1866 263
etc. als Regierungsmänner selbstverständlich auch. Und da die neue Regie-
rung nichts tat, um diesem Treiben der oppositionellen Bürokraten und Zen-
tralisten entgegenzuwirken und die Kandidaten der konserv[ativen] Partei
als die ihren zu bezeichnen, so drang er bei der Wahl am 22. November nebst
2 mitaufgestellten Strohmännern Adolf Dubský und Kuno Honrichs durch.575
Die Verwirrung, durch welche die Kandidaten der Gegner als Regierungs-
kandidaten erschienen und die Täuschung für viele vollständig wurde, ward
mecký stimmen wollten (MZA, FA Chlumecký, Karton 1, Mappe I). Die Kandidaten Chlu-
meckys erhielten zwischen 64 und 70 Stimmen, die Konservativen zwischen 44 und 59
Stimmen.
575 Belcredi hatte Wladimir Logothetti (der 49 Stimmen erhalten hatte), Michael von Man-
ner (44) und Wogkowský (59) kandidiert. Sein Freund Otto v. Hingenau warf ihm deshalb
post festum in einem Brief vom 24. November vor, „die sozialen Verhältnisse der Brünner
höheren Gesellschaft, Damen-Einfluß usw.“ ignoriert und „reine Nullitäten“ kandidiert zu
haben. Ein solches Vorgehen sei nur unter der Voraussetzung blinder Parteidisziplin mög-
lich, doch: „Dein Regiment, dem man sich oft aus Notwendigkeit fügt, ist nicht so beliebt,
daß man dabei Rücksichten opferte.“ Außerdem habe unter Belcredis Bruder Richard als
Ministerpräsident ein „strenger Gegensatz im Prinzip“ nicht mehr dieselbe Wichtigkeit wie
„einer doktrinär-liberalen Regierung gegenüber“. Man müsse vielmehr den Unentschlos-
senen, dem „Kometennebel“, entgegenkommen. „Wir müssen als Partei der Regierung um
eine Pferdelänge rechts voraus sein, die ‚Halben’ bleiben dann immer noch um eine zurück.
Haben aber unsere Führer einen solchen Vorsprung, daß die, welche im Herzen nicht un-
gern nachfolgen möchten, die Möglichkeit des Einholens gar nicht mehr hoffen können,
dann kehren sie um.“
Abb. 4: Johann Freiherr von Chlumecký
(1834–1924)
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115