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11. JULI 1866 279
Leuten nach Boskowitz. Der tapfere Major Wladimir Mittrowský folgt dem
Beispiel und läuft von Pernstein nach Sokolnitz, um bei sich noch mehr nä-
hernder Gefahr nach Ungarn zu retirieren!
Was soll das Volk mit einem solchen Adel?
Am 6. war Karl Coudenhove mit einem buntgemischten Kavalleriekorps
auf der Sedlischter Wiese im Biwak. Im Schloss in Zimmern und auf den
Gängen lagen Verwundete.
Am 8. Früh waren noch 3 Batterien dort.
Hoffentlich sind sie nicht abgefangen worden, da heute die preuß[ischen]
Vorposten vor Zwittau stehen.
Heute sah ich viel Sachsen, Bespannungen, Train, Feldspitäler etc. durch
Brünn ziehen und abends bei Latein – im hohen Korn – zwei sächsische Bat-
terien stehen.
Ich glaube, der Rückzug ist so planlos wie das ganze bisherige Manöver.
Ein Teil der Armee geht gegen Olmütz, ein andrer, wie es scheint, meist
Kavallerie, gegen Wien.
Die Verwundeten sind größtenteils nach Wien transportiert, und ich
werde für mein hiesiges Spital kaum welche bekommen. Das Hauptquartier
soll heute in Gewitsch und Benedek609 noch im Kommando sein. Der arme
Major Angyelich von Stefan610 soll auch geblieben sein.
Lösch, 10. Juli 1866
Merkwürdig sind die in solcher Zeit umlaufenden Gerüchte und die sich
kundgebenden Stimmungen. Unter den Ersteren ist es im ganzen Land ver-
breitet, der Erzbischof von Olmütz habe den Preußen unsern Operationsplan
verraten. Dies ist nicht selbst entstanden, sondern von der kirchenfeindli-
chen und revolutionären Partei in Umlauf gesetzt, um Kirche und Priester-
tum im Volke zu diskreditieren.
Um Ingrowitz, dann um Holleschau und in den Karpatengegenden, end-
lich in Nusslau erwartet man mit Freuden den Anmarsch der glaubensver-
wandten Preußen! –
11. Juli 1866
Abends durch ein Extrablatt und durch Privatmitteilung das Gerücht eines
609 Ludwig August Ritter von Benedek (1804–1881) wurde trotz seines Streubens 1866 an die
Spitze der Nordarmee gestellt, die bei Königgrätz eine Niederlage erlitt; vgl. Oskar regele,
Feldzeugmeister Benedek. Der Weg nach Königgrätz, Wien–München 1960.
610 Siehe die Eintragung vom 27.5.1866; Major Georg Angyelich (1825–1867) vom IR 58.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115