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deste bekannt sei und welche Andrássy wegen der Rückwirkung derselben
auf Kroatien fürchtet.
Am 20. sprach ich mit G[ra]f Hohenwart zumeist bezügl[ich] der Wah-
len. Ich sagte ihm, dass auch Hochdruck von oben absolut nötig sei, um das
durch denselben 1867 Verdorbene wieder gut zu machen. Der Kaiser müsse
bei passender Gelegenheit und in solcher Form, allerdings nicht durch das
Auf-Reisen-Schicken seines Bruders wie 1867, entschieden seinen Willen
kundgeben, z. B. im Auflösungspatent der Landtage, und die Regierung
müsse endlich „handeln“ und die Beamten zu Gehorsam und weiser Zurück-
haltung bestimmen. In Mähren sei der Statthalter838 – der allerdings wenig
leisten könne – in diesem wichtigen Moment mit Urlaub außer Landes und
der Brünner Fortschrittsverein sei die eigentliche Landesregierung.
Hohenwart stimmte bei und ersuchte, einige Personen zu bezeichnen, die
ad audiendum verbum Imperatoris839 vorzuladen wären. Über Mittrowskýs
Bedeutung und seinen in Wirklichkeit gar nicht existierenden Einfluss, der
ohnehin schon versprochen hatte, sich dem Minister zur Verfügung zu stel-
len, teilte ich H[ohenwart] den wahren Sachverhalt mit. Im weitern Verlauf
des Gesprächs über den sog. Ausgleich, der doch immer wieder in dem sehr
gefährlichen „Rahmen der Verfassung“ versucht werden will, bemerkte ich,
alles sei Flickwerk, wenn Österreich nicht für eine große Idee sein Banner
erhebe, wenn es nicht offen und mannhaft seine historische Mission wieder
aufnehme und sich als katholische Macht zu Schirm und Schutz der Kir-
che und des heiligsten Guts fast aller seiner Untertanen, des christl[ich] ka-
thol[ischen] Glaubens, hinstelle. Schon diese Tat wäre von weltbewegender
moralischer Wirkung und vielleicht allein genügend. Wenn aber nicht, so
fände sich darin die Kraft und [Grundlage] allenfallsiger späterer materiel-
ler Machtentfaltung.
Dem schien H[ohenwart] zuzustimmen!
Am Schlusse fragte er mich, ob mein Bruder Richard nicht geneigt wäre,
in die polit[ische] Aktion einzutreten. Er würde suchen, ihn in den böhm[i-
schen] Landtag wählen zu lassen!
Ich erwiderte, ich sei zur Zeit über R[ichard]s Intentionen nicht informiert.
Später dem päpstl[ichen] Nuntius Falcinelli840 aufgewartet, der mir vor-
teilhaft über Hohenwarts Persönlichkeit sprach.
838 Sigmund Ignaz Graf von Thun-Hohenstein (1827–1897), Sohn des Joseph Matthias, Majo-
rat Thun-Klösterle, und der Franziska, geb. Thun-Benatek-Ronsburg, mährischer Statthal-
ter (September 1870 bis Oktober 1872), danach unter Beibehaltung des Titels Landespräsi-
dent in Salzburg (1872–1897).
839 Zur mündlichen Berichterstattung beim Kaiser.
840 Mariano Falcinelli Antonacci (1806–1874), Nuntius in Wien (1863–1874).
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115