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einer Laien-Redaktion des „Hlas“ und die nicht geringere [Notwendigkeit],
unsrem Volke unablässig Festigkeit, Zähigkeit und Ausdauer zu predigen,
gesprochen. Es bedarf dessen nur zu sehr und muss nach dem Grundsatz
Gutta cavat lapidem non vi, sed saepe cadendo1015 behandelt werden.
Die Böhmen machten es so in ihren Blättern, und man sieht den Erfolg.
Der Pozor bringt heute in Nr. 19 wieder einen Aufsatz gegen den Eintritt
unsrer Abgeordneten in den Reichsrat.
Die von Anfang an demselben abholde Stimmung der Volksmajorität
bricht sich immer mehr Bahn, die Strömung wird wachsen, und endlich un-
widerstehlich geworden, die bisherige „Führung“ hinwegschwemmen. Ich
sagte dies am 16. Jänner v. J. voraus.
Lösch, 8. März 1875
Mein Schreibtisch ist ein Erbstück des braven, leider verstorbenen und im
Leben vielschreibenden Otto Baron Hingenau. Er hat, was das Schreiben
betrifft, einen würdigen Nachfolger gefunden!
Leider nimmt mich das sog. kurrente Geschäft, eine Korrespondenz, die
ich kaum mehr bewältigen kann, und allenfalls noch einige Arbeit für die
Zeitungen, fast ganz in Anspruch. Der Rest an Zeit geht auf Reisen nach
Prag und Wien, öftere Fahrten nach Brünn und Sitzungen darauf. Für so
notwendige Studien und Arbeiten, z. B. „Zur Geschichte unsrer polit[ischen]
Parteien“, die ich so gerne unternehmen möchte, bleibt leider keine mehr
übrig.
Auf den 6. April ist wieder der Landtag einberufen!
Lösch, 9. März 1875
Heute Früh an Bergdirektor Honl geschrieben, um seine Angst vor dem Kle-
rikalismus des Hlas vollends zu beschwichtigen
Lösch, 10. März 1875
Vormittag in Brünn. Neue Schuldverschreibungen aufs Besední dům ausge-
stellt. Wenn nur da die nationale Opferwilligkeit helfen wollte. Leider wird
sie von allen Seiten bis zur Erschöpfung angerufen, und steht das Haus auf
dem sterilen Boden Brünns!
Die Lützow aufgesucht, da ich auch der liebenswürdigen Gräfin Lüt-
zow-Chotek1016 meinen Besuch machen wollte. Leider fand ich niemanden
zuhause.
1015 Der Tropfen höhlt den Stein nicht durch Kraft, sondern durch stetes Fallen.
1016 Karolina Gräfin von Lützow (1837–1901), Tochter von Louise Chotek von Chotkow und
Wognin (geb. Ugarte), ehelichte Graf Karl Lützow.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115