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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1875426 Knabenschule, die man im vorigen Jahre davon getrennt und modernen Leh- rern übergeben hat. Da tat einem das Herz weh. In der 1. Klasse antworteten 2 oder 3 der größeren Knaben, was sie noch aus der Klosterschule wussten, die andern sahen mit Gesichtern drein, auf welchen die Gleichgültigkeit oder Verwunderung über den ihnen „fremden“ Gegenstand zu lesen war. In der 2. Klasse waren nur 34 von gut 100 anwesend. Lauter ehem[alige] Klosterschüler, die noch einiges wussten und ziemlich gut bestanden. In den Profangegenständen ist es nicht anders. Wie lange wird man aber eine Klosterschule bestehen lassen können, welche die Moderne so vor aller Augen zuschanden macht? Mein letzter Brief an meinen Neffen Louis hat gewirkt. In seiner Antwort spricht er ganz begeistert vom Beruf und den Pflichten des Adels. Es ist aber hohe Zeit, auf die Jugend zu wirken, denn oft habe ich ihren Mangel an Schwung und Begeisterung schmerzlich vermisst. Wer diente denn z. B. aus Österreich im päpstlichen Heere? Wo waren denn die jugendlichen ritterlichen Verteidiger des ersten und ältesten Thrones der Christenheit, als sakrilegischer Raub sein Recht antastete? Wo waren unsre Malteser- und Deutsch-Ordens-Ritter? Wohl jeder bei seiner illegitimen Familie? Jedenfalls nicht bei Castelfidardo mit Ausnahme des einzigen Philipp Coudenhove.1051 Auch der Hoch- und Deutschmeister Erzh[er]z[o]g Wilhelm streicht oder strich in später Nachtstunde in abgelegenen Gässchen Wiens allein herum. Lösch, 16. Juni 1875 Am heutigen [Tag] der Schulprüfung durch 6 Stunden beigewohnt. Lehrerin- nen und Kinder leisteten das Mögliche, doch ist der moderne Lehrplan ein Unsinn und ex omnibus aliquid.1052 Nachmittag den sehr angenehmen Besuch des würdigen und geistreichen Prälaten von Raigern1053 und des Pfarrers von Turas1054 erhalten. Unter anderem von P. Kosmák1055 gesprochen, der ein wahrhaftiger Ho- garth1056 mit der Feder ist. Leider lebt er in Verhältnissen, in denen schon manches Genie untergegangen ist. 1051 Coudenhove wurde bei Castelfidardo (vgl. Fn. 444) von den piemontesischen Truppen ge- fangen genommen; vgl. Das Vaterland, 13.10.1860; in verballhornter Form auch erwähnt bei Stefano toMassini, Roma, il papa, il re, Milano 2011, 386. 1052 Ex omnibus aliquid, ex toto nihil: Von allem etwas, vom Ganzen nichts. 1053 Abt Günther Kalivoda. 1054 Pfarrer Johann Špirk, geb. 1821. 1055 Pfarrer Wenzel Kosmák (1843–1898), tschechischer Schriftsteller, war 1875 Verwaltungs- be amter in Mautnitz, Pfarrer in Tvarožná 1877. 1056 William Hogarth (1694–1764), englischer Maler, der keine Furcht vor drastischen Dar- stellungen zeigte. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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