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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1876 Lösch, 5. Jänner 1876 Mein alter edler Freund Fürst Hugo Salm hat vor 3 Jahren die gesamte Ad- ministration seinem ältesten Sohn, dem Altgrafen Hugo, übergeben. Dieser war ein ganz hoffnungsvoller Mann, auf den ich Einfluss üben konnte, bis zu seiner Verheiratung mit Elise Prinzessin Liechtenstein von der II. Linie, des verstorbenen Obersthofmeisters Fürsten Karl1110 Tochter. Diese, ein emanzi- piertes Weib, welche der Hausarzt M[ed.] Dr. Lederer theoretisch und prak- tisch für „gesunde Sinnlichkeit“ ausbildet – wenigstens soll sein Vater gesagt haben, sein Sohn bestrebe sich, frische Reiser auf den dürren Stamm dieser verkommenen Aristokratenfamilie zu pfropfen – hat den schwachen Mann ganz verbittert, glaubenslos und dumm gemacht. Vor einigen Wochen sagte mir Wladimir Mittrowský, er habe Hugo jun. in Kunstadt auf der Jagd gese- hen, und dieser habe ihm erzählt, Pfarrer und Kaplan von Blansko1111 hätten ihn besucht und sich angeboten, seinem Sohn den Religionsunterricht zu er- teilen. Er [Hugo] habe dies aber kurz zurückgewiesen, da er diesen Unter- richt selbst erteilen und sich die Pfaffen vom Leibe halten wolle. In den weiter vergangenen Tagen viele Briefe geschrieben und das neulich erwähnte kleine Memoire „Über die Lage der tschecho-slawischen Nation“ fertig gebracht. „Feinde ringsum“ sollte die Überschrift lauten. Dabei fiel mir wieder ein, dass die dümmsten Dinge doch immer selbst von gescheiten Leuten geglaubt werden. So sprach sich einmal die verstor- bene Erzherzogin Sophie gegen mehrere Leute aus, es sei doch schade, dass dem hochbegabten Grafen Heinrich Clam-Martinic nicht zu trauen sei, da er König von Böhmen werden wolle! – Noch denke ich lebhaft an das Entsetzen des edlen, guten Anton Ernst G[ra]f Schaffgotsch, Bischof von Brünn, über diesen piramidalen Ausspruch. Auch die sonst gescheite, aber verbitterte Kapitularin des Hradschiner Stifts, Fürstin Auersperg,1112 kolportierte ihn eifrig und stellte sich wenigs- tens, daran zu glauben. Ihrerseits war es vielleicht auch nur ein Wahlmanö- ver? 1110 Karl Franz Anton Prinz von und zu Liechtenstein (1790–1865); seine Tochter Elisabeth (1832–1894) heiratete 1858 Hugo Salm (1832–1890). 1111 1875 war Peregrin Obdržálek, geb. 1826, Pfarrer in Blansko, Franz Knittl, geb. 1846, Koopera tor. 1112 Vermutlich Ernestine von Auersperg (1822–1908), Dechantin des Theresianischen Da- menstifts auf dem Hradschin, eine Cousine der beiden Ministerpräsidenten; vgl. Miha preinfalk, Auersperg. Geschichte einer europäischen Familie, hg. v. Ernst Bruckmüller, Graz 2006, 295, 600, 602.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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