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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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Page - 549 - in Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894

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LÖSCH, 29. MAI 1879 547 Lösch, 29. Mai 1879 Was ich voraussah, ist geschehen. Die Loyalitätsmeierei im vorigen Monat hat in der ganz kopf- und planlosen Versöhnungsmeierei ihren Abschluss gefunden! Auf den bloßen Wunsch des Ministers Taaffe hin hat der neue Kardinal Fürstenberg zugesagt, für die bedingungslose Beschickung des R[eichsr]ats zu wirken! In Wien bildete sich ein Komitee, welches einen Aufruf in die- ser Absicht an alle wahlberechtigten Gr[oßg]rundbesitzer Mährens erlässt. Schon seine Zusammensetzung ist merkwürdig, und zwar Adolf Dubský, Fortschrittspartei, mein schwacher Freund Pepi Fürstenberg auf Wunsch seines Bruders, der „nebulose“ Mittrowský, Mensdorff, der leider alle Wahl- programme zugunsten der jeweiligen herrschenden Minister unterschrieb, Loudon, der die erste kirchenfeindliche Interpellation im R[eichsrat] stellte, Vorst-Gudenau, der „Streber“, Louis Serényi, das schwankende Rohr, und Ferd[inand] Trauttmansdorff, halb Pfau, halb Esel! Ein Wink eines Ministers, dessen Vorgeschichte mindestens unklar, des- sen Wollen und Können unbekannt sind, genügt, um bedingungslos zu kapi- tulieren, eine 20-jährige Vergangenheit als Partei, ihre staatsrechtliche Basis und das auf diese gegründete Recht des Königs, Volks und Landes preiszuge- ben. Man versichert sich nicht einmal eines Preises für solchen Verrat! Auch der neue Kardinal hat sich und der Kirche dadurch schwer gescha- det, denn das Volk wird unaustilgbar glauben, das sei der Preis, für den er seine Würde erkauft, und dass die Kirche auch die Preisgebung des Rech- tes gutheiße, wenn damit der weltlichen Macht momentan ein Gefallen ge- schieht.1358 Nachmittag muss ich nach Brünn zur Beratung des Klubs der národní poslanci1359 wegen der R[eichsr]atswahlen. Ach, der schwerste Kampf ist jener gegen den Ekel vor solchen Men- schen. Fahnenflucht des Adels und Preisgebung der Nation durch ihre 1358 Wörtlich schrieb Joseph von Fürstenberg an Belc redi am 29.5.1879, er sei „über Wunsch meines Bruders Friedrich einem Komitee“ beigetreten, „das über Wunsch Taaffes und S. M. sein Augenmerk auf eine Verstärkung der Rechtspartei im künftig zu wählenden Reichsrat richten soll.“ Als voreilig stellte sich die Versicherung heraus, auch Seilern, Fritz Dalberg und Philipp Stillfried hätten sich für die Wahl erklärt. Dalberg schrieb am 30.5. an Belcredi, „die Sache will mir gar nicht gefallen“; man sei es „seiner Partei schul- dig, sich nach der Ansicht der Mehrheit“, sprich: nach den Böhmen zu richten. Stillfried schrieb am 14.6., er sei von Gustav Belrupt, dem Olmützer Domherren, auf eine mögliche Wahl angesprochen worden, wolle aber eine „abwartende Stellung“ einnehmen. Seilern gestand am 1.7., „weniger die Wahlen im Prinzip als vielmehr die aufgestellten Kandida- ten liegen mir im Magen.“ 1359 Nationalen Abgeordneten.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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