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1880
Lösch, 8. Jänner 1880
Am 6. Nachmittag Dr. Pospíšil und Pf[arrer] Novotný hier, welche unter
andrem erzählten, P. Wurm agitiere ganz mit denselben lügenhaften Phra-
sen wie früher gegen mich jetzt gegen Heinr[ich] Clam.
Lösch, 12. Jänner 1880
Dann [10. Jänner] mit Šrom die polit[ische] Lage besprochen. Wie ich so hält
auch er uns für getäuscht und betrogen und bedauert wie ich, dass man in
die Hände eines Taaffe so wichtige Entscheidungen legte.
Anna [Belcredi] schreibt noch, dass Richard von den beiden Falken-
hayns1402 als Ratgeber nach Wien entführt wurde.
Zum Beginn der jetzigen pol[itischen] Ära war es auch so, und er verwies
– vielleicht leider – auf Taaffe!
Von allem andern, was er vorschlug, war aber seit damals – im Juni v. J.
und Juli – keine Rede mehr. Man machte ihm keinerlei weitere Mitteilung
und ignorierte seine Existenz. Jetzt soll er nun wieder raten! Nachmittag zur
Sitzung des Hlas-Konsortiums nach Brünn.
Wien, 18. Jänner 1880
Hermann Wagener in Berlin schrieb an R[udolf] Meyer in London: „Über
unsre jetzige Situation werden Sie durch die Zeitungen unterrichtet
sein. Woran wir trotz der errungenen Majorität laborieren, das ist nach
wie vor die Indolenz und Unfähigkeit der konservativen Partei, die sich
zu einer eigentlichen Initiative nicht aufzuraffen vermag, und daneben
der Einfluß des Judentums, welches in der Verbindung mit der manches-
terlich gebliebenen Bürokratie die bisherigen Anläufe auf dem Gebiet
der Wirtschaftspolitik ziemlich illusorisch zu machen versteht. Überdies
treiben wir, wie es scheint, in einen ziemlich bedenklichen Notstand hi-
nein, der umso erbitterter sein wird, als er mit einer Enttäuschung ver-
bunden ist.
In meinen Augen sind indes alle diese Dinge ebenso wie die bisherigen
Kreuz- und Querzüge der auswärtigen Politik lauter Kleinigkeiten. Ich bli-
cke nach Paris und erwarte von dort den wirklichen Anstoß für die weitere
Entwicklung sowohl unsrer innern wie äußern Politik. […] Der englische So-
zialismus wird sich wohl nicht in der Weise des französischen, sondern, mit
1402 Wahrscheinlich die Brüder Julius und Franz, Grafen von Falkenhayn.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115