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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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LÖSCH, 6. JUNI 1883 669 versammlung in Brünn besucht hatte, anlässlich der den Experten ausge- zahlten Diäten noch eine Reisekostenentschädigung, die dieser nicht anneh- men wollte, schließlich doch ordentlich aufgedrungen. Mir fiel nun auf, dass mich derselbe Reg[ierungs]rat Kupka am 10. [Mai 1883] Vormittag, als ich mir noch im Abgeordnetenhaus dort zurückgelassene Bücher und Schriften holte, frug, ob nicht doch jenen Arbeitern, welche die Versammlung in Brünn besucht hätten, die Reisespesen zu vergüten wären und sprach sich sehr ent- schieden dafür aus. Ich erwiderte, mich ginge die Sache nichts an, er möge sich, wenn er es für nötig hielte, an den Obmann des Gewerbeausschusses, H[errn] von Zallinger, wenden. Meiner Privatansicht nach seien die Reise- kosten jedoch nicht zu vergüten, da niemand die Arbeiter zu dieser Reise veranlasst, dieselbe ihr freier Entschluss und Wille gewesen und mit der stattgehabten Enquete nicht in direkter Verbindung gestanden sei. Am Ausgang des Abg[eordneten]hauses begegnete mir noch von Zallinger, ich sprach einige flüchtige Worte mit ihm, ohne ihm jedoch leider das eben mit Kupka Gesprochene, welches mir damals nicht auffiel, mitzuteilen. Erst hier, nachdem ich Schneiders Mitteilung gelesen hatte, erinnerte ich mich dessen, und es kam mir der Gedanke, es könnte die Absicht darin liegen, diese Arbeiter als unsre Sendlinge zur Brünner Versammlung zu kennzeich- nen, uns allerlei sozialistische Pläne und Verbindungen anzudichten und seinerzeit aus dem Faktum der Reiseentschädigung allerlei Konsequenzen abzuleiten und Kapital zu schlagen. Sagte jedoch der halbverrückte G[ra]f Mieroszewski1615 H[errn] Schneider, der gegen ihn meiner Bestrebungen er- wähnte: „Ah! Der G[ra]f Belcredi ist ein roter Sozialdemokrat, der das Pri- vateigentum abschaffen und die Weibergemeinschaft einführen will!“ Alles dies bewog mich dazu, H[errn] von Zallinger am 12. oder 13. Mai zu schreiben und ihn auf die Möglichkeit einer uns gelegten Schlinge aufmerk- sam zu machen. Vorsicht ist nötig, denn wir müssen eingedenk sein, dass wir mit unsern Sozialreformen den Kampf gegen den weltbeherrschenden Kapitalismus, die Weltrevolution, das gesamte Freimaurertum und Judentum, die dämonische Macht der verbissensten, vor keinem Mittel zurückscheuenden Gegner – in Gottes Namen – aufgenommen haben. Ein Riesenkampf, der jedes Opfer wert ist, in welchem man untergehen, aber im Vertrauen auf Gottes Bei- stand nicht einhalten und stille stehen kann und darf! Ich schrieb also v[on] Zallinger, habe aber bis heute keine Antwort! 1615 Stanislav Graf von Mieroszewski (1827–1900), MöAH (1874–1885), Gutsbesitzer und Journalist in Krakau (Mitarbeiter des Czas und des Przegląd Polski, der führenden Zeit- schriften der Stanczyken); er dürfte in seiner Eigenschaft als Obmannstellvertreter des Gewerbeausschusses (seit November 1881) das Missfallen Belcredis erregt haben.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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