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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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LÖSCH, 30. DEZEMBER 1884 725 nehmsten Teil seiner Mission erkennt? Deshalb tue ich, was meine schwache Kraft vermag. Der Ausgang sei Gott anheimgestellt. Lösch, 30. Dezember 1884 In meiner gezwungenen Abgeschiedenheit weiß ich jetzt nur, was die Zeitun- gen melden. Fritz Schönborn soll abdanken! Es täte mir leid um den mir persönlich werten, begabten und bedeuten- den, leider nur zu schwachen und aus ängstlicher Gewissenhaftigkeit ener- gielosen Mann. Dazu von Gegnern und Feinden umgeben, behorcht und ver- raten, lässt er diesen bei oftmaliger Abwesenheit allzu freies Spiel. So hat er z. B. unbegreiflicherweise, ohne mit mir, der ihn doch aufmerk- sam gemacht hatte, dass seine Referenten unfähige oder übel wollende Leute seien, die Sache zu besprechen, die Durchführung der Gewerbeord- nung ihren Feinden, den Handelskammern überantwortet! Durch ihren entscheidenden Einfluss kam der Unsinn zustande, in jedem Gerichtsbe- zirk nur zwei Genossenschaften – eine der handwerksmäßigen und eine der freien Gewerbe zu bilden –, wodurch dem klaren Wortlaut und Geist des Gesetzes entgegen dieses lahmgelegt und ad adsurdum geführt ist. In Wien hat nur die Tätigkeit und der Eifer des Mechanikers E[rnst] Schneider Ähnliches zum Teil verhindert. Dafür ward ihm aber auch die Kundschaft vieler größerer Etablissements, auch solcher des Staats und der Ministerien, entzogen! Als ich neulich in Wien sagte, die Arbeiten im Gewerbeausschuss gingen infolge des ewigen Verschleppungsgeschwätzes der Liberalen so schrecklich langsam von der Stelle, erwiderte er: „Nun, im Ausschuss werden sie doch mit dem Unfallversicherungsgesetz bis zum Sessionsschluss fertig werden!“ Die größten Gefahren, die Kardinal Consalvi schon 1814 und Niebuhr [1]830 voraussagten, sieht die Regierung noch immer nicht, und alles Mah- nen und Drängen ist vergeblich. Unsre äußersten Anstrengungen, wenigs- tens die nötigsten Arbeiterschutzgesetze fertig zu bringen, kommen dabei zu spät, denn die Arbeiter verlieren darüber Hoffnung und Vertrauen, und den sozialdemokratischen Hetzern wird es erleichtert, ihnen einzureden, wir hät- ten nicht den Willen, ihnen zu helfen, sondern nur den, sie zu täuschen. So erscheinen wir trotz des redlichsten Bemühens zum Lohne noch als Betrüger. Die Liberalen – zunächst die H[erren] Chlumecký, Plener, Neuwirth,1724 welche mit Arbeiterkreisen gegen uns Verbindungen anknüpften – suchen 1724 Joseph Neuwirth (1839–1895), MöAH ab 1873 (Brünner Handelskammer), zuvor Journa- list und Parlamentsberichterstatter (Ostdeutsche Post, 1862 Presse, 1864–1872 NFP), viele volkswirtschaftliche Studien, engagierter Schutzzöllner („Jeder Freihändler hat irgendei- nen Punkt, wo er sterblich ist“, StPAH, VIII., 10951, 9.2.1878), Großonkel Bruno Kreiskys.
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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