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LÖSCH, 16. SEPTEMBER 1886 783
nehmste und letzte Bollwerk des Christentums. Katholische „Staaten“ gibt
es ja nicht mehr. Und diese sind:
1. Zivilehe zur Entchristlichung der Familie.
2. Konfessionslose Schule zur Verderbnis der Jugend.
3. Leichenverbrennung zur Zerstörung christ[licher] Totenbestattung. Weit
ist das fluchwürdige Werk bereits gediehen, doch Porta[e] inferi non prae-
valebunt!1846
Lösch, 6. September 1886
Eben lese ich im Vaterland die Mandatsniederlegung Alfred Liechtensteins
für den Reichsrat und Landtag. Sehr schade.
Lösch, 10. September 1886
In dieser Woche sind es eben 50 Jahre seit der letzten Krönung eines böhmi-
schen Königs Ferdinand V. in Prag! Tiefes Schweigen in allen sonst so red-
seligen Blättern und demonstrationslustigen Vereinen. Auch ein trauriges
Symptom.
Als Oberleutnant des 8. Kürassierregiments wohnte ich den Krönungsze-
remonien und Festlichkeiten bei.
Wohl einer der wenigen noch Lebenden?
Lösch, 14. September 1886
Abends heimgekehrt, den Statthalter hier gefunden. Bis gegen 11 U[hr] ge-
blieben. Wir sprachen von Gautsch, der sich wenig um den Landesschulrat
kümmert und in Personal- und anderen Fragen seine Information von un-
bekannter Seite einzuholen scheint; von Taaffe, der über Alf[red] Liechten-
steins Rücktritt sehr betroffen und bezüg[lich] der Haltung des Zentrum-
klubs desselben nicht ohne Sorge sein soll; über die Delegationen und die
auswärtige Politik sowie einen wahnsinnigen Konflikt mit Russland wegen
Bulgarien, wozu in Ungarn viele drängen, wie Toni Szécsen sagt, usw.
Lösch, 16. September 1886
Der Hlas war das einzige Blatt, welches in meinem Auftrag der letzten Kö-
nigskrönung vor 50 Jahren in Prag gedachte.
Nun ist der Kaiser von den Manövern in Galizien zu jenen in Tirol gerast.
Wozu die Zeitvergeudung und das ewige Soldatenspielen seitens eines öster-
reichischen Monarchen?
Dass ein Räuberhauptmann seine Bande fleißig exerziert, ist begreiflich.
Deshalb auch die militärische Tätigkeit eines Preußenkönigs.
1846 Matth. 16, 18: Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115