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WIEN, 7. OKTOBER 1886 785
Gautsch hätte es mit der Ernennung zum Geh[eimen] Rat wohl noch Zeit
gehabt u. a., die Gleichstellung der Kämpfer für den Thron mit den Rebellen
– Armee und Honved – dies alles beweist es.
Die Monarchen selbst sind die eifrigsten Revolutionäre.
In Brünn gestern Nachmittag die Ausschusssitzung der Matice velehrad-
ská abgehalten. Beschlossen, an der Forderung der Rückzahlung des dem
Olmützer Priesterunterstützungsverein zu dringenden Gebührenzahlun-
gen beim Ankauf von Welehrad dargeliehenen Kapitals zur Gänze oder in
zu vereinbarenden Raten sowie einer 4 % Verzinsung festzuhalten und das
Ausschussmitglied Dr. von Šrom mit der Vertretung dieser Angelegenheit zu
betrauen. Dr. Šrom erklärte sich hierzu bereit.
Lösch, 27. September 1886
Vorgestern war Eduard Teklý hier um Rat, da ihm die Stelle des Oberlei-
ters der Czernin’schen Fideikommissgüter angeboten ward. Erzählte viel
von der schrecklich rasch vorschreitenden Verjudung Böhmens. Die ganzen
schönen Güter Neuhof, Svoišic u. a. um Kolin und Časlau sind ebenso wie die
Lobkowitz’schen Roudnic, Bilin, Eisenberg etc., dann die Taxis’schen Loucin
und Doubravic usw. usw. an Juden verpachtet. Was wird aus dem Adel, des-
sen Beziehungen zum Besitz und Volk sich immer mehr lösen und aus dem
Volk?
Wien, 3. Oktober 1886
Unterwegs erzählte mir Dr. Šrom, in der Anstellungsangelegenheit Burian,
welchen der Landesschulrat primo loco vorschlug, und Lošták, welchen der
Minister ernannte, habe Statthaltereirat Januška1849 zugunsten des Letzte-
ren interveniert.
Als der Statthalter mich zuletzt in Lösch besuchte, sprach er davon, und
meinte, der Minister müsse von einer ihm „unbekannten Seite“ in derlei An-
gelegenheiten beeinflusst werden.
H[err] Januška, der Referent des Landesschulrats, ist nun diese „unbe-
kannte Seite“. Das ist doch ein Schuft. Gestern sagte ich es dem Statthalter.
Wien, 7. Oktober 1886
„Toute aristocratie – a dit Blanc de St. Bonnet – qui laisse monter vers elle
l’esprit d’en bas est troublé par l’alliage. Il ne faut pas – qu’elle prenne du
Grafen Waldstein (1859–1867), Landwirtschaftsminister (Februar – April 1870), Han-
delsminister (1871–1875), Präsident des niederösterreichischen Gewerbevereins (1880–
1887).
1849 Johann Ritter von Januschka, Statthaltereirat.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115