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LÖSCH, 19. NOVEMBER 1886 787
Lösch, 11. November 1886
Der arme Wladimir Mittrovský, der immer glaubte und tat, als säße er auf
unerschöpflichen Goldmünzen, hat es nun zu einer erdrückenden Schulden-
last gebracht. Er wird wohl zur Rettung einen namhaften Teil seiner schö-
nen Güter darangeben müssen. Anders ist eine Ordnung des Vermögens we-
der durch ihn – den 73-Jährigen – und noch weniger durch seinen ziemlich
beschränkten, schwachen Sohn1854 als möglich vorauszusetzen.
Man spricht auch schon davon, der Jude Königswarter habe ein Kaufan-
bot auf die Burg Pernstein gemacht! Bezeichnend für unsre Zustände, wenn
es auch nicht wahr sein sollte.
Lösch, 14. November 1886
Eben schreibt Karl Seilern, die P. P. Soc[ietatis] Jesu bekämen definitiv den
Hostein. Also endlich ein vernünftiger Entschluss des Erzbischofs und nach
mehr als 100 Jahren wieder Jesuiten in Mähren. Gott segne den Eintritt,
und möge es der erste Schritt, dem weitere auf der segensreichen Bahn ihres
Wirkens bald nachfolgen, sein!
Lösch, 17. November 1886
Nachmittag nach Brünn. Beratung des Družstvo Hlasu über einen Antrag
des kridarischen Družstvo [svato]václavské in Prag, dessen Blatt, der Čech,
wegen nur 1 300 Abonnenten eingeht, in eine etwas nebelhaft bedenkliche
Verbindung zu treten!
Aus geschäftlichen und politischen Gründen zu größter Vorsicht gemahnt.
Wie traurig aber, dass Klerus und kathol[ischer] Adel ein einziges ka-
thol[isches] Blatt in Böhmen nicht erhalten können!
Lösch, 18. November 1886
Die politische Lage deutet auf die nahende Katastrophe. Keine Diplomaten-
kunst kann derselben Einhalt tun, wenn alle Grundlagen der Moral und des
Rechts zerstört sind.
Wir stehen am Beginn des Weltbrands.
Lösch, 19. November 1886
Wenn es wegen Bulgarien zum Kriege mit Russland kommt – wobei uns, ja
nach der Haltung Frankreichs, wohl die guten Deutschen, welche dies schon
jetzt als keinen casus foederis erklären, sitzen lassen – so wird wohl die ge-
zwungene Herstellung Polens die nächste Folge sein.
1854 Wladimir Graf Mittrowský von Nemischl d. J. (1864–1930), aus der zweiten Ehe des Va-
ters.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115