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Vor 1918
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
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1888866 Im alten Österreich übte man die zu weitgehendste Rücksicht oft für die unfähigsten, ja unwürdigsten Subjekte. Es hieß: Der Mann dient so lange, warum ihn kränken usw. Das war wenigstens Bonhomie. Jetzt herrscht das andere Extrem und wird Energie genannt, und verletzt nach allen Seiten. Was war besser? Der Kaiser hat den Baron Hübner – den er nicht achtet, noch leiden kann – zum Grafen gemacht. Kein Mensch weiß, warum. Hübner, der Haven- braedtl hieß, war unter Fürst Metternich Generalkonsul in Leipzig. Nach 1848 trat er in die diplomatische Kariere über und wurde Baron Hübner. Das sollte wohl genügen.2032 Die neue Standeserhöhung ist ein neuer Beweis, was dem Kaiser der wahre alte Adel gilt. Zuletzt ging ich zu Richard, und da sprachen wir u. a. auch vom Besuch des deutschen Kaisers, von der magyarischen Aufdringlichkeit und der un- würdigen Kriecherei der „Großen“ vor derselben. Der Botschafter Prinz Reuss hatte nach Berlin berichtet, Kaiser Wilhelm würde in Wien mit frenetischem Jubel empfangen werden. Infolge geschick- ter Manöver Taaffes blieb dieser aus, der deutsche Botschafter war blamiert, und deshalb erhielt Taaffe keinen Orden. Gleich nach der Ankunft des deutschen Kaisers wurden ihm alle Minister aus Cis und Trans vorgestellt. Nach der großen Hoftafel blieben dann diese auf einer Seite des Saales, während die höchsten Würdenträger die andere einnahmen und erst vorge- stellt werden sollten. Tisza aber trat herüber und stellte sich vor alle, und Kaiserin und Erzher- zöge – mit Ausnahme Albrechts und Wilhelms – stießen und drängten sich, um nur mit ihm zu sprechen. Erbärmlich. Als ich abends ins Hotel kam, fand ich ein Telegramm von Alfred Liechten- stein, dem ich ein Promemoria über die „Vaterlandskrise“ geschickt hatte.2033 Beust verlassen hatte, und wurde zum Botschafter am Hl. Stuhl ernannt, an sich ein Entgegenkommen gegenüber den Konservativen! 2032 Josef Alexander (seit 1854 Frhr., seit 3.10.1888 Graf) von Hübner (1811–1892), 1849– 1859 Gesandter in Paris, wollte 1859 als Polizeiminister einen Ausgleich mit den unga- rischen Alt-Konservativen, herbeiführen; 1866–1868 Botschafter beim Hl. Stuhl, MöHH seit 1879; er galt vielen als unehelicher Sohn Metternichs, der Name seiner ledigen Mut- ter lautete Havenbraedtl; vgl. Friedrich engel-Janosi, Der Freiherr von Hübner 1811– 1892. Eine Gestalt aus dem Österreich Kaiser Franz Josephs, Innsbruck 1933, und die Teiledition seiner Tagebücher: Joseph Alexander von hüBner, La Monarchia austriaca dopo Villafranca (= Pubblicazioni degli archivi di stato, 35), hg. v. Maria Cessi Drudi, Rom 1959. 2033 Siehe die Anmerkung zum Eintrag vom 18.10.1888. Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Title
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
Authors
Lothar Höbelt
Johannes Kalwoda
Editor
Jiří Malíř
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20067-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
1144
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Vorwort und Editionsrichtlinien 7
  2. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
  3. Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
  4. Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
  5. Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
  6. Bildtafeln 65
  7. Tagebuchaufzeichnungen 73
    1. 1850 75
    2. 1851 91
    3. 1852 104
    4. 1853 126
    5. 1854 145
    6. 1855 156
    7. 1856 170
    8. 1857 182
    9. 1858 189
    10. 1859 193
    11. 1860 195
    12. 1862 199
    13. 1863 212
    14. 1864 223
    15. 1865 255
    16. 1866 262
    17. 1867 307
    18. 1868 339
    19. 1869 353
    20. 1870 355
    21. 1871 356
    22. 1872 367
    23. 1873 375
    24. 1874 384
    25. 1875 400
    26. 1876 449
    27. 1877 497
    28. 1878 504
    29. 1879 530
    30. 1880 565
    31. 1881 589
    32. 1882 611
    33. 1883 653
    34. 1884 700
    35. 1885 728
    36. 1886 770
    37. 1887 793
    38. 1888 838
    39. 1889 881
    40. 1890 905
    41. 1891 945
    42. 1892 979
    43. 1893 1016
    44. 1894 1042
  8. Anhang 1059
  9. Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
  10. Reform des Adels 1059
  11. Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
  12. Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
  13. Bischof Franz Bauer 1074
  14. Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
  15. Tschechisch 1079
  16. Lateinisch 1081
  17. Ortsnamenkonkordanz 1082
  18. Deutsch – Tschechisch 1082
  19. Tschechisch – Deutsch 1086
  20. Literatur und Nachschlagewerke 1091
  21. Namensregister (Auswahl) 1115
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