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LÖSCH, 26. JÄNNER 1890 909
böhmischen Sprachunterrichts vorgeschlagen. Gegen das Letztere erklärte
ich mich ganz entschieden.
Diesen habe ich vor mehr als 20 Jahren gegen einen unglaublichen Wi-
derstand – sogar der sel[ige] Fürstbischof Förster von Breslau schrieb mir
eigens, um davon abzumahnen – an der sonst rein deutschen Forstschule
eingeführt. Mich bestimmten:
a. Die Notwendigkeit der Kenntnis der Sprache für Forstmänner, die in ei-
nem 4/5 böhmischen Lande wirken und leben sollen.
b. Die Billigkeit dieser minimalen nationalen Konzession, seit das Land, also
zu 4/5 aus böhmischen Taschen, der Schule eine Geldsubvention gibt.
c. Die Rücksicht auf die nationale Empfindlichkeit, die sich mit Grund bei
Nichtbeachtung des sub a und b Gesagten verletzt gefühlt hätte, und
zwar:
d. umso mehr, als die Erhalter und Leiter der Schule zumeist dem landsässi-
gen Adel angehören.
e. Weil ich als Lehrer der böhm[ischen] Sprache einen Priester2145 an die An-
stalt bringen und zugleich für einen regelmäßigen Gottesdienst an dersel-
ben sorgen wollte usw.
Lösch, 26. Jänner 1890
Der frühere Redakteur eines Wiener Antisemitenblattes, Mehringer, war
heute bei mir um Hilfe und Empfehlung bei Taaffe. Da ich mit diesem in kei-
nerlei Verbindung stehe, wies ich ihn an Fritz Schönborn, der mit dem Salz-
burger Chorinsky, der für Mehringer sein soll, sowie mit Taaffe befreundet
ist. Es handelt sich um Folgendes: M[ehringer] war um den Posten des Di-
rektors der Salzburger Unfallversicherung eingekommen, erhielt denselben
nicht, weil die weise Regierung den berüchtigten, wegen allerlei Skandalen
pensionierten Bezirkshauptmann von Vestenegg2146 aus Krain auf densel-
ben setzte und der armselige Statthalter Sigmund Thun gegen M[ehringer]
als Antisemiten sich erklärte. Nun strebt M[ehringer] den Stellvertreterpos-
ten an. Wie ungeschickt und verjudet doch diese Regierung ist, nur dazu
geschickt, alles ins Lager der Gegner zu treiben.
An Felix Vetter bezüg[lich] einer Vereinigung mit der sog. Mittelpartei für
die nächste allgemeine Landtagswahl geschrieben.
2145 Dominik Škaruda.
2146 Vermutlich Julius Fränzl Ritter von Vesteneck (1845–1931), 1876–1883 MkLT, Bezirks-
hauptmann in Littai, später in Graz-Umgebung, schließlich in Deutschlandsberg (1881–
1887); vgl. Laibacher Zeitung, 10.10.1881.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115