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1890924
Lösch, 2. Juli 1890
Wie der sel[ige] ebenso alte Hugo Salm niemals fehlte, so kommt auch der
82-jährige Pepi Fürstenberg morgen zur Landtagswahl.
Bei den Städtewahlen gewann die slaw[isch]nationale Partei einen, verlor
aber 3 Abgeordnete. Bei den Landgemeindewahlen waren sonst unter den
Wahlmännern viele Priester.
Diesmal sehr wenige, vielleicht keiner. Beweis ihres leider abnehmenden
Einflusses.
Lösch, 3. Juli 1890
Landtagswahl. Louis Belcredi gewählt. Dann im I. Wahlkörper noch Abt
Korčian von Raigern, F[erdinand] Spiegel, Otto Serényi und ich. Sonst lau-
ter Liberale, sodass diese 51 Stimmen haben. Die Rolle der „verschämten“
Liberalen, der sog. Mittelpartei, als „Zünglein an der Waage“ ist ausgespielt.
Seitdem die Landtage nicht mehr Wahlkörper für den Reichsrat sind, also
seit den direkten Wahlen in denselben, wird ihre Zusammensetzung immer
schlechter.
Gerüchteweise verlautet, der Landtag werde Ende September zusammen-
treten.
Der böhmische aber zur Fortsetzung der Ausgleichsverhandlung Mitte
September.
Nach den Ausgleichskonferenzen im Jänner gab man die Zeit bis 19. Mai
und dann während der Delegationssitzungen vom 4. Juni an und nun sogar
bis September allen Gegenbestrebungen frei.
Derlei Dinge gelingen gleich oder gar nicht.
Ingrowitz, 25. Juli 1890
Gestern Hans Ledebur und Vogelsang, dem Ehren-Taaffe, anstatt froh zu
sein, wenn ein Staatsdieb entlarvt wird, die Subvention für seine Monats-
schrift wegen des Scudier’schen Prozesses entzogen hat, bezüg[lich] des Va-
terland geschrieben.2176
Ingrowitz, 29. Juli 1890
Unsre Protestanten sind durchwegs Radikale, Jungtschechen, Revolutionäre.
2176 Vogelsangs schrieb am 21.7.1890: „Die spezifische österreichische Eigenheit höherer und
höchster Kreise, dass man Skandale, die von hohen Beamten ausgehen, lieber vertuscht
als enthüllt sieht, scheint K[oller] nicht gekannt zu haben. „Er selbst hätte vielleicht an-
ders gehandelt, „wenn Scudier Mitglied einer Familie des alten histor. Adels gewesen
wäre, deren Name Schonung verdient. Ein homo novus aber …“ Koller habe „bona fide
gehandelt, wenn auch vielleicht zunächst aus Gründen journalistischer Effekthascherei.“
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115