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Dr. Pattais Plädoyer hätte besser vor ein Richterkollegium gepasst.
Der arme Koller bekommt nun 8 (!) Monate Haft, und [es] muss für ei-
nen Ersatz – vielleicht Trabert – gesorgt werden. Deshalb Bar[on] Vogelsang
schon am 20. d. [M.] geschrieben.
Lösch, 1. Oktober 1890
Der Markgraf Sándor Pallavicini als Präsident des Verwaltungsrats der dem
Juden Rothschild gehörenden Kaiser-Ferdinand-Nordbahn reist dem deut-
schen Kaiser zum Empfang und Rückbegleitung an die Reichsgrenze bis
Oderberg entgegen. Erbärmliche Lakaienseele!
Lösch, 3. Oktober 1890
Gestern übergab mir der hiesige Kaplan Method Hošek sein Gesuch um Prä-
sentation auf die erledigte Pfarre zu Ingrowitz.
Ich dachte längst hierzu an ihn, den ich als tadellos würdigen Priester,
guten Prediger und sehr begabten Mann seit 1887 kenne.
Er scheint mir bei seiner Tätigkeit auch vorzüglich geeignet, das katholi-
sche Bewusstsein der Pfarrkinder zu heben und zu stärken, sie politisch zu
schulen, dem wachsenden Andrang der Calviner zu widerstehen. Die kat.-
pol. Jednota, mein dortiger gut katholischer Verwalter sowie das Kloster
können und werden ihm dabei behilflich sein.
Auch möchte ich wieder einmal – bei gleicher Würdigkeit – eine Pfarre an
einen Kaplan vom Patronat vergeben, da es dieses entmutigt, wenn es nie
geschieht.
Meiner schweren Verantwortung voll bewusst und aus guten Gründen tat
ich es in letzterer Zeit nicht bei Tvarožna, Lösch und Krásna. Nun bin ich
froh, wenn ein würdiger und tauglicher wie Kaplan M[ethod] Hošek sich auf
dem eigenen Patronat findet.
Lösch, 4. Oktober 1890
Der edle Markgraf Pallavicini hat für die Begleitung des preußischen Kö-
nigs im Kronenorden bereits das verdiente Trinkgeld erhalten.
Wien, 7. Oktober 1890
Bezüglich des Scudier’schen Prozesses sprach er [Provinzial S. J., P.
Schwärzler] sich entschieden für Koller aus und erwähnte, dass ihm nam-
ihm geraten, gegen das Strafausmaß an das Oberlandesgericht zu appellieren, weil dort
„Graf Chorinsky, dem wir in seiner Wahlaffäre soviel beigestanden sind, großen Einfluß“
habe. Er klagte allerdings am 3.10., dass Inthal und Taschner in der Redaktion den Ver-
kehr mit ihm abgebrochen hätten.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115