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Gerechterweise entfielen also von den 9 Mandaten 3 auf dieselbe.
Lösch, 10. Februar 1891
Wenn Taaffe geglaubt haben sollte, durch die Auflösung des Abgeordneten-
hauses und eine kurze Frist bis zu den Neuwahlen ein besseres Resultat zu
erzielen, so dürfte er sich arg getäuscht haben. In allen Ländern ist das Volk
unzufrieden, der geeignetste Boden für die Agitation der Radikalen.
Fänden die Neuwahlen erst im Spätsommer statt, so wäre bis dahin man-
che Beruhigung und Ernüchterung eingetreten.
In einer kurzen Frist ist die Agitation in Wählerversammlungen und Zei-
tungen rühriger und wirksamer, und die Wähler kommen frisch präpariert
zur Wahl.
Lösch, 11. Februar 1891
Also wie vorausgesehen, haben die Liberalen unsern Antrag zu einem Wahl-
kompromiss abgelehnt. Unsre 60 Parteigenossen bleiben unvertreten im
neuen Abgeordnetenhaus.
Brünn, 12. Februar 1891
Mit Dr. Šrom bezüg[lich] der Wahlen gesprochen. Das Jungtschechentum
scheint auch hier übermächtig zu werden. War vorauszusehen. Der Libera-
lismus führt überall zum Radikalismus.
Früher schrieb ich schon von der Abbröckelung Österreichs unter den Lo-
thringern. Mit dem Dualismus nehmen nun auch die zentrifugalen Bewe-
gungen einzelner Völker zu. In Böhmen der Deutschen, in Tirol und dem
Küstenland der Italiener, in Galizien der Ruthenen, in der Bukowina der
Rumänen, desgleichen in Siebenbürgen und endlich in dem gesamtzentrifu-
galen Ungarn noch die Hinneigung der früher so treuen Slowaken und Kro-
aten zu Russland. Die Folge des Undanks für ihre Aufopferung und Treue in
J[ahre] 1848!
Lösch, 13. Februar 1891
Zu Tische Pfarrer Novotný von Sokolnitz. Er meinte, man sollte Rieger im
hiesigen Bezirk kandidieren. Zu erwägen.
Lösch, 14. Februar 1891
Von Vetter einen larmoyanten Brief mit der Nachricht erhalten, die sog.
Mittelpartei müsse, da ihr sonst bekanntlich ihre wackern, politisch kon-
fessionslosen Mitglieder durchgingen, mit den Liberalen wählen, d. h. einen
Kompromiss mit uns ablehnen. Nicht anders erwartet.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115