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Lösch, 9. Mai 1891
Gr[oß]grundbesitzer und Edelmann gilt leider allgemein als synonym.
Deshalb bringt die schmähliche Haltung seiner Abgeordneten in Landtag
und Reichsrat den Adel um Ansehen und Einfluss.
Lösch, 10. Mai 1891
In Wien neulich u. a. bezüg[lich] der konfessionalen Schule erfahren, dass
für den Fall ihrer Realisierung selbst die Bischöfe uneins und ganz eigen-
tümlicher Ansicht sein. Selbst B[ischof] Missia sagte meinem Bruder, gegen
Ordenschulen nach gemachten Erfahrungen, z. B. jene der Schulbrüder, zu
sein. Andere wieder wollen einfach den ganzen glaubenslosen Lehrertross
mit übernehmen.
Lösch, 14. Mai 1891
In Wien neulich Richard gesprochen, den Pražák wegen meiner event[uel-
len] Berufung ins Herrenhaus frug. Ich wünsche diese durchaus nicht. Die
ganze Institution ist – wohl absichtlich – eine verfehlte. Der Name ist es
und ihre Leistungsfähigkeit gleich Null. Wie sollen Leute, die auf großen
Entfernungen, Dalmatien, Bukowina und dgl., am Vorabend einer Sitzung
ganz unvorbereitet in Wien eintreffen, in dieser Vernünftiges zustande brin-
gen? Dazu die Kosten der Reise und des teuren Aufenthalts. Beteiligung an
Kommissionsberatungen – dem einzigen Mittel, sich wenigstens über ihren
Gegenstand zu informieren – ist recht unmöglich.
Alles Blech!
Prag, 18. Mai 1891, Pfingstmontag
Um 6 U[hr] bei Eduard Pálffy gespeist. Dann Bericht und Verhandlung über
Haltung und Lage des Vaterland in Anwesenheit von Karl Schwarzenberg
sen. et jun., Karl Buquoy, Otto Serényi, Ernst [Silva-]Tarouca, Alfred Win-
disch-Graetz, Joh[ann] Lažanský,2259 Hans Ledebur und Eduard Pálffy.
Resultat insofern günstig, als die überwiegende Majorität sich für die
Erhaltung des Blattes als einer Notwendigkeit erklärte, und schwache
Einwürfe und Bemäng[e]lungen Karl Buquoys und vorzüglich Alfred Win-
disch-Graetz gründlich widerlegt und abgewiesen wurden.
Prag, 19. Mai 1891
In die Parteidisziplin der Deutschen hat wohl das terroristische Verbot der
Führer, sich an der so gelungenen Ausstellung zu beteiligen, einen Riss ge-
2259 Johann Graf Lažanský von Bukowa, (1857–1932), MöAH (1897–1907), Besitzer von Ma-
nětín.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115