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BRÜNN, 23. MÄRZ 1892 989
nicht recht definierbaren Krankheit im Sommer 1890 in Ingrowitz, bemerk-
bar.
Ich schreibe mühsam, mit zitternder Hand und gehe noch mühsamer und
mit Schmerz und Schwäche in den Beinen. Des Abends aber schleiche ich
doch in den Český čtenářský spolek2310 – leider der einzige Edelmann – und
bringe einige angenehme und belehrende Stunden mit Archivar Brandl,
Gymnasialdirektor Bartoš, Dr. theol. Hodr,2311 Vladimir Šťastný u. a. zu.
Brünn, 15. März 1892
Das neue Börsensteuergesetz wird vielfach angegriffen, weil es das mobile
Kapital zu gering besteuert, und auch den Konservativen verübelt, dass sie
für dasselbe stimmten.
Ich hatte dasselbe getan, obgleich ich zugebe, dass es mindestens „unge-
nügend“ ist, und zwar aus folgenden Gründen:
1. Ein derartiges, wenn auch ungenügendes, Gesetz ist besser als gar keins.
2. Das einmal Bestehende kann verbessert werden.
3. Es wird dies umso eher, je sicht- und fühlbarer seine Mängel sind und
4. weil unter den bestehenden Umständen Besseres nicht zu erreichen war.
Brünn, 17. März 1892
Dr. Šrom meinte neulich, als er Alfred Windisch-Graetz’ neustes Beginnen
beklagte, dessen Bestreben [sei], im Adel des Königreichs eine „Mittelpartei“
zu schaffen und seine feste Geschlossenheit zu brechen.
An sich bedauerlich und die nächste Folge des plötzlichen Abgehens aller
alten Führer und schwer begreiflich bei dem abschreckenden Beispiel der
Mährischen Mittelpartei, die wie jede Halbheit nur trennt und schwächt.
Kosmák gab mir gestern ein schönes Feuilleton fürs Vaterland.
An die Redaktion des Vat[er]l[an]d geschrieben, Kosmáks Feuilleton über-
schickt und nach dem Grunde des Verschwindens Peter Dahms als verant-
wortlichen Redakteur vom Blatte gefragt, dann an Administrator Dr. Eicke
und Vizekonsul Ferdinand Moos in Berlin.
Brünn, 23. März 1892
Schon vor einigen Jahren habe ich in diesen Blättern erwähnt, wie mit Sum-
men, die nicht aus ihren Taschen kommen können, also von auswärts – Ber-
lin – die H[erren] Schmerling und Chlumecký die deutsche Bewegung in
Böhmen zur Teilung des Königreichs unterstützen.
2310 Tschechischer Leseverein.
2311 Jakub Hodr (1848–1927), Professor für kanonisches Recht und Kirchengeschichte am
Brünner Alumnat.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115