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LÖSCH, 4. JUNI 1892 995
ges zu besorgen. So ist Hoffnung, dass die Gesellschaft, welcher ich das Blatt
mit Beruhigung übergeben kann, überhaupt, und zwar schon im Juni, sich
konstituiert.2329 Ich muss mich entlasten. Die Kräfte nehmen fühlbar ab, und
deren Rest brauche ich in steigendem Maße in und für Mähren.
Wien, 20. Mai 1892
Minister Steinbach hat es, wahrscheinlich auf die Weisung Taaffes, abge-
lehnt, auch im Jungtschechenklub seine Mitteilungen über die Valutaregu-
lierung zu machen.
Die neuste Ministerialdummheit!
Das Volk wird unnütz aufgeregt und den Jungtschechen – die doch dage-
gen gesprochen und gestimmt hätten – Anlass gegeben, noch schärfer los-
zugehen von Volksbedrückung und Volksbetrug zu deklamieren, [von der]
Nichtachtung seiner Vertreter zu sprechen, dieses das Volk] als beleidigt
hinzustellen und neue Sympathie zu erwerben!
Wien, 23. Mai 1892
Endlich vorgestern die Antwort Kardinal Fürstenbergs eingelangt.
Er bleibt dabei, den Vertrag der Matice velehradská mit der Societas Jesu
nicht zu bestätigen. Auch gut! Nun sind wir ganz frei. Er muss 50 000 fl. für
die J[esuiten]ansiedlung dort zahlen, und wir können unser Geld für die Kir-
che und den Gottesdienst verwenden.2330
Lösch, 4. Juni 1892
Dümmeres als unsre deutschen kat[holischen] Blätter ist kaum zu finden.
Jetzt wüten sie blind gegen die Währungsvorlagen der Regierung, die sie
nicht im Geringsten verstehen, gegen den konservativen Klub des Abgeord-
netenhauses, weil Dr. Lueger, der eine Macht geworden, so will, und bemer-
ken nicht, dass sie H[errn] Plener und Chlumecký die Wege ebnen!
Das ist die Strafe für Taaffes langjähriges Nichtstun für die höchsten, die
kathol[ischen] und konserv[ativen] Interessen.
Es wird sich bestätigen, was ich am 1. Juni sagte!
Mit dem „Fortwursteln“ Taaffes könnte es ein jähes Ende haben und sein
Ministerium verschwinden.2331
2329 Siehe den Eintrag vom 2.7.1892.
2330 Am 18.12.1890 waren die Jesuiten festlich auf Welehrad eingeführt worden; siehe auch
den Eintrag vom 25.10.1893.
2331 Die diesbezügliche Bemerkung Pražáks findet sich unter dem Eintrag vom 10.3.1892.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115