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INGROWITZ, 26. JULI 1892 999
Bischöfen gehemmt worden, so hätten wir jetzt das Terrain okkupiert, auf
welchem sich nun Jungtschechen, strana lidu a selská2338 breit machen.
Die Priorität hat auch in der Politik einen hohen Wert!
Lösch, 13. Juli 1892
Unverbürgte Zeitungsnachrichten erwähnen den Rücktritt Minister Schön-
borns.
Taaffe soll den deutschen Liberalen die Fortsetzung der ominösen Be-
zirksabgrenzungen in Böhmen im administrativen Wege zugesagt haben.2339
Dies die Ursache.
Dass Pražák nicht schon lange ging, ist kaum begreiflich.
Lösch, 14. Juli 1892
Nun, da am 2. d. M. in Wien es gelang, die Existenz des Vaterland auf fes-
tere Grundlage zu stellen und die Sorge um dasselbe auf einen weitern Kreis
jüngerer Männer zu verteilen, bin ich der größten Sorge ledig und ist ein
warmer Wunsch und des sel[igen] Leo Thuns Vermächtnis an mich erfüllt.
Das Abonnement des V[a]t[er]l[an]d geht zurück. Die Christlichsozialen
agitieren heftig gegen dasselbe!
In Vat[e]rl[an]dsangelegenheiten heute an Hans Ledebur und Zdenko
Lobkowitz geschrieben, der seinen Redaktionskandidaten Moos Mitte Au-
gust nach Wien bringen will.
Ingrowitz, 26. Juli 1892
Überall zeigt sich der soziale Zerfall. In der Gesellschaft, im Stande und der
Familie. Vor einigen Tagen erhielt ich den 17. Jahresbericht der Christli-
chen Akademie in Prag. Bei ihrer Gründung traten 16 und einige Edelleute
derselben als Gründer bei.
Leider nur 16 und einige wenige.
Doch aber solche, die erkannten, was ihnen Standespflicht sei und der
Standessinn gebiete. Jetzt sind 16 davon gestorben, und nicht einem ein-
zigen ihrer Standesgenossen und nächsten Verwandten fiel es ein, für sie
einzutreten!
Jeder Vernünftige wird das gute Beispiel seiner Vorgänger nachahmen, in
allem Würdigen demselben folgen und die Kontinuität repräsentieren und
erhalten.
2338 Volks- und Bauernpartei. Die mährischen Jungtschechen nannten sich Volkspartei; die
Agrarier spalteten sich später ab.
2339 Die Errichtung des Bezirksgerichts in Wekelsdorf war Teil dieser Abgrenzungsvorlagen.
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115