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Walde. Weniger des einen Auges als der Schwäche in den Beinen wegen,
welche das Gehen auf steinigem unebenem Boden und des Abends nicht zu-
lässt.
Ebenso war es im Winter bei Schnee und Eis und deshalb auch meine
täglichen Gänge ins Kloster wochenlang unterbrochen. So mehren sich die
Zeichen des nahenden Endes!
Lomnitz, 25. April 1893
In einer Stunde ab nach Lösch. Die gute sel[ige] G[rä]fin Ernestine Serényi,
eine geborene Žerotín, konnte kein Wort Böhmisch! Nur hier möglich!
Lösch, 28. Mai 1893
Nachmittag nach Brünn in die Gen[eral]versammlung des deutschen ka-
thol[ischen] Vereins. Eine große Zahl Sozialdemokraten hatte sich Eintritts-
karten verschafft und lärmte unausgesetzt vom Anfang bis zu Ende, unter-
brach alle Redner, sang bei dem Hoch auf den Papst die Arbeitermarseillaise
und ebenso, als sich der Bischof zu einer Ansprache erhob. Während dersel-
ben riefen sie immer Amen, kurz, es war ein kolossaler Skandal.
Soweit sind wir bereits, dass jede Autorität öffentlich verhöhnt wird.
Lösch, 5. Juni 1893
Gestern zu Tische Otto Serényi hier, dann mit ihm nach Brünn zur Ver-
sammlung důvěrníků Národní strany.
Einleitung – ein sachlicher Vortrag des Vorsitzenden Doktor Šrom. Dann
ein geistreicher, gut vorgetragener über die politische Situation, dann des
Bubela2388 über die Tätigkeit der Partei im Landtag und Dr. Fanderlík über
jene im R[eichs]rat.
Alle gut und geschickt, aber absichtlich zu lang!
Hierauf sprach ein sichtlich vorgeschobener Dr. Šromota aus Weißkir-
chen2389 namens der Intelligenz und beantragte eine lange phrasenreiche
Resolution.
Der Zweck war damit erreicht und die Versammlung genügend ermüdet!
Nun erst kam Dr. Weber zum Wort, um das Programm der kat[holischen]
Partei zu entwickeln und eine bezügl[iche] Resolution zu beantragen. Er
2388 Karl/Karel Bubela (1846–1908), MmLT (1884–1908), Sohn des protestantischen Bürger-
meisters von Westin, Holzgroßhändler, 1896 als gemeinsamer Kandidat von Alttschechen
und Stránskýs Volkspartei wiedergewählt.
2389 Franz/František Šromota (1853–1912), MmLT (1906–1912), Konzipient bei Fanderlík
und Žáček, seit 1887 Rechtsanwalt und 1903 erster tschechischer Bürgermeister in Mäh-
risch Weißkirchen, verheiratet mit der Tochter des MmLT Josef Schindler.
Open Access © 2016 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Title
- Die Tagebücher des Grafen Egbert Belcredi 1850–1894
- Authors
- Lothar Höbelt
- Johannes Kalwoda
- Editor
- Jiří Malíř
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20067-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 1144
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- Vorwort und Editionsrichtlinien 7
- Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 11
- Lothar Höbelt: Graf Egbert Belcredi – der „echte“ Konservative 15
- Jiří Malíř: Antonín Okáč – Leben und Werk des Herausgebers der
- Tagebücher und Korrespondenz Egbert Belcredis 39
- Bildtafeln 65
- Tagebuchaufzeichnungen 73
- 1850 75
- 1851 91
- 1852 104
- 1853 126
- 1854 145
- 1855 156
- 1856 170
- 1857 182
- 1858 189
- 1859 193
- 1860 195
- 1862 199
- 1863 212
- 1864 223
- 1865 255
- 1866 262
- 1867 307
- 1868 339
- 1869 353
- 1870 355
- 1871 356
- 1872 367
- 1873 375
- 1874 384
- 1875 400
- 1876 449
- 1877 497
- 1878 504
- 1879 530
- 1880 565
- 1881 589
- 1882 611
- 1883 653
- 1884 700
- 1885 728
- 1886 770
- 1887 793
- 1888 838
- 1889 881
- 1890 905
- 1891 945
- 1892 979
- 1893 1016
- 1894 1042
- Anhang 1059
- Anhang 1: Promemoria Graf Egbert Belcredis: Ideen zu einer
- Reform des Adels 1059
- Anhang 2: Promemoria Egbert Belcredis [zum Vaterland] 1067
- Anhang 3: Promemoria Graf Egbert Belcredis für den Brünner
- Bischof Franz Bauer 1074
- Wiederkehrende Wörter und Wendungen 1079
- Tschechisch 1079
- Lateinisch 1081
- Ortsnamenkonkordanz 1082
- Deutsch – Tschechisch 1082
- Tschechisch – Deutsch 1086
- Literatur und Nachschlagewerke 1091
- Namensregister (Auswahl) 1115